089 | Die Himmelfahrt Christi

Bezeichnung/Titel
Die Himmelfahrt Christi
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
089
Inventarnummer (BStGS)
226
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1710
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
82 x 58 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 32-33
Kurztitel
Seite
S. 17
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die Darstellung der „Himmelfahrt Christi“ ist in zwei Sphären geteilt: In der oberen ist Christus im Begriff in den Himmel emporzusteigen – sein Blick und seine erwartende Armhaltung sind der Aufstiegsrichtung gerichtet. In der irdischen unteren Hälfte wird der Betrachter durch die Rückenfiguren der vordersten Apostel in das Bild hineingeführt. Die Jünger haben sich in kreisartiger Anordnung versammelt und blicken Christus in betender, ehrfürchtiger Haltung nach. Im linken Vordergrund stehen zwei Jünger, bei welchen es sich dem Gewand und der Physiognomie nach zu urteilen, um den Lieblingsjünger Johannes und Petrus handelt, während rechts vorne zwei Heilige knien, die ihre dreckigen Fußsohlen in caravaggesker Weise offenbaren.

Wie die Signatur und Datierung rechts unten bezeugen, stammt das Werk von Adriaen van der Werff (1659-1722) und wurde im Jahr 1710 geschaffen (Hofstede de Groot 1928, S. 257, Nr. 80). Es handelt sich dabei um die zwölfte Darstellung der 15-teiligen Folge der Mysterienbilder (Gaehtgens 1987, S. 326).

Die Ordination“ (1647, Inv.-Nr. NGL 067.46 E) von Nicolas Poussin sowie die übrigen Darstellungen der Folge der „Sieben Sakramente“, die sich heute in der National Gallery of Scotland in Edinburgh befinden, scheinen als Anregung für einige der Figuren gedient zu haben. Laut Gaehtgens hatte Werff die Gemälde wohl in der Sammlung Mayers in Rotterdam gesehen und daraus Einzelheiten (Gaehtgens 1987, S. 326) entnommen (vgl. besonders die beiden Haltungen zweier Jünger: des Apostels im hellgelben Gewand und des unmittelbar vor Christus Knienden).

Wie überliefert, stattete de la Court im Jahre 1710 – zur Entstehungszeit der beschriebenen Darstellung – dem Künstler einen Atelierbesuch ab. Aufgrund des getreuen Realismus der „wonderlyk geschildert[en]“ Apostelfiguren vermutete dieser, dass es sich hierbei um zwölf Porträts handle. In diesem Zusammenhang ist auch in der Biografie des Künstlers betont: „de tronien der apostelen en andere zoo levendig en natuurlÿk niet vind uytgebeeld, geleÿk weleer Rembrant gewoon was te doen“ (dt. die Tronien der Apostel und anderer sind so lebendig und natürlich, dass ich nicht mehr weiß, was ich in den alten Tagen von Rembrandt gewohnt war; Gaehtgens 1987, S. 438, Dok. 1).

Katharina Hefele

Kurztext

In der oberen Bildhälfte steigt Christus in den Himmel empor, während ihm die Apostel in der unteren Hälfte in ehrfürchtiger und betender Haltung nachsehen. Diese Darstellung von Adrian van der Werff (1659-1722) ist die zwölfte Szene innerhalb der „Mysterienbilder“ (vgl. Nr. 83-90). Von Zeitgenossen besonders geschätzt wurde an diesem Werk die getreue Naturnachahmung bei den „wonderlyk geschildert[en]“ Apostelfiguren, hinter welchen sich Porträtstudien vermuten lassen. Als Anregung für einige der Figuren scheint unter anderem „Die Ordination“ (1647) von Nicolas Poussin gedient zu haben, die sich heute in der National Gallery of Scotland in Edinburgh (Inv.-Nr. NGL 067.46 E) befindet.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Himmelfahrt Christi. Unten die Apostel stehend und knieend. Bez. rechts unten mit Namen und 1710.“ (S. 17)

Bulle 1906: "Adrian van der Werff (1659-1722), weiland Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf. Er war durch diese Eigenschaft in der Düsseldorfischen Bildersammlung, die später nach München kam, überreich vertreten und wir haben infolgedessen nicht weniger wie acht Bilder von ihm (Nr. 83-90), Darstellungen aus der Geschichte Christi. Wenn man sich klar machen will, was im Künstlerjargon unter einem "akademischen" Maler verstanden wird, so studiert man Werff. Er kennt alle großen Gesten und Posen, die die Italiener erfunden haben, er beherrscht jeglichen Lichteffekt, den Correggio und Rembrandt erdachten, er versteht sämtliche Gegenstände der Mythologie, der Religion und des wirklichen Lebens darzustellen. Alles das malt er mit größter Sorgfalt, Schönheit und Eleganz, und so wurde er einer der berühmtesten Maler seiner Zeit; man hat ihn damals für den eigentlichen Vollender der Kunst gehalten. Ein Bild wie die Geburt Christi (Nr. 84) ist in der Tat nicht unerfreulich. Aber wenn man, wie wir jetzt, hinter all diesen gewandten Können die echten Vorbilder sieht, aus denen er seine Rezepte geholt hat, so wird man nicht warm mit ihm. Denn es fehlt das, was auch beim Künstler immer das beste ist: das eigene Erleben und Empfinden, die Seele." (S. 32-33)