068 | Abendlandschaft

Bezeichnung/Titel
Abendlandschaft
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
068
Inventarnummer (BStGS)
868
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
17. Jh.
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
49,3 x 67,8 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 28
Kurztitel
Seite
S. 14
Kurztitel
Seite
S. 197
Kurztitel
Seite
S. 13-14
Kurztitel
Seite
S. 122f., Nr. 600
Kurztitel
Seite
S. 129, Nr. 600
Seite
Nr. 868
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Im Vordergrund treibt ein berittener Bauer ein leuchtend-weißes Rind durch einen Fluss, während hinter ihm eine Magd mit Korb über Ziegen wacht. Eingebettet sind die Figuren in eine hügelige Landschaft, die sich links in die Ferne öffnet und rechts vor allem Sträucher zeigt.

Es handelt sich aufgrund der schemenhaften Berge im Nebel kaum um keine heimatliche, niederländische, sondern eine italienische Landschaft, in der Nachfolge des Jan Both. Geschaffen ist das Werk von Jan Both (Nr. 50) seinem Schüler Adam Pynacker, der so dessen Einfluss, auch in der Erlanger Sammlung, belegt. Gleichzeitig führte er in dessen Folge das goldene Sonnenlicht in die Holländische Malerei ein (Liedkte 2001, S. 340).

Jedoch wirken in diesem Werk nicht die fein abgestimmten goldbraunen Töne, welche eine harmonische Abendstimmung andeuten, wie sie bei Both zu finden sind, sondern ein heller dunstiger Himmel, der nur ansatzweise auf die Abendstunden verweist. Obgleich die „kräftige braune Farbe“, die durch das derbe Rot an der Jacke des Bauern und die weiße Kuh wirksam kontrastiert werden“ (Bulle 1906, S. 28).

Aufgrund des Motivs, der Farbwahl und der Signatur wird das Werk Pynacker zugeschrieben. Genaue bzw. fundierte Zuschreibungen sind deswegen schwierig, weil es nur wenige ihm sicher zugeschriebene Werke gibt. Zudem stellt Blankert fest, dass es Werke gibt, die eine gröbere oder freiere Malweise aufweisen (Krempel 2005, S. 218, dort nach: Blankert 1978, S. 188f. - Harwood 1988, S. 112f, 134, 161). Das vorliegende Werk ist den Letzteren zuzuordnen, vergleich man das Rind mit dem detailreichen Tier aus „bergige Landschaft am Abend“, vom Museum Boymans van Beuningen. Aufgrund dieser mangelnden Qualität weißt Harwood die Zuschreibung von Hofstede de Groot (Hofstede de Groot 1926, S. 543) und Stechow (Stechow 1966, S. 157) zu Pynacker zurück, letzterer sieht das Motiv als freie Interpretation von Jan Boths „Maultier und Hirte mit Ochse und Ziege“ (Harwood 1988, S. 130).

Aufgrund der weniger qualitätsvollen Abbildung lässt sich keine Aussage über die Farbigkeit und die Details treffen, sodass das Bild weder nach den Schlaglichtern, der präzise Wiedergabe der Vegetation oder der gelblichen Sonne beurteilt werden kann, welche der Malweise des Pynacker entsprechen (Ember 1995a, S. 136).

Alexander Steinmüller

Kurztext

Im Vordergrund treibt ein berittener Bauer ein leuchtend-weißes Rind durch einen Fluss, während hinter ihm eine Magd mit Korb und ein neben ihr sitzender Hirte über eine Herde Ziegen wacht. Eingebettet sind die Figuren in eine hügelige Landschaft, die sich links in die Ferne öffnet und rechts vor allem Sträucher zeigt. Es handelt sich bei der Adam Pynacker (1620-1673) zugeschriebenen „Abendlandschaft“ aufgrund der schemenhaften Berge um keine heimatliche, niederländische, sondern eine italienische Landschaft. Pynacker ist einer der bedeutendsten Schüler Jan Boths (1618-1652), der in der Erlanger Sammlung mit einem Hirtenstück (Nr. 50) vertreten ist, und gilt als Vertreter einer Künstlergeneration, die - ohne selbst in Italien gewesen zu sein - eine idealisierte italienische Atmosphäre zu vermitteln suchte.

Alexander Steinmüller

Anmerkung

Reber 1906: „Abendlandschaft. Rechts Gesträuch auf einem Hügel, links Aussicht auf hellbeleuchtete Höhen. Vorn wird eine Kuh von einem berittenen Bauern durch ein Wasser getrieben. Am Ufer in der Mitte: A. Pynacker.“ (S. 14)

Bulle 1906: "Ähnliches gilt, obwohl der Stich ins Heroische fehlt, von Pynacker. Sein Bild (Nr. 68, 3. Abteilung), eine weite Hügellandschaft, hat kräftige braune Farben, die durch das derbe Rot an der Jacke des Bauern und die weiße Kuh wirksam kontrastiert werden. Sehr gut ist der glänzende Himmel." (S. 28)

Reber 1913: „Nicht minder anerkennenswert sind zwei Bilder des besten Bothschülers Adam Pynacker (1621 - 1673), von welchen die Abendlandschaft mit der von einem berittenen Bauern durch ein Gewässer getriebenen Kuh auch voll bezeichnet ist (Phot. Bruckmann), während die Baumlandschaft mit den von einer Magd getriebenen Weidetieren trotz der fehlenden Bezeichnung unverkennbar erscheint.“ (S. 197)


Haack 1921/22: „Da ist der in Rom auch von Claude Lorrain beeinflußte Jan Both, der Begründer der italienisierenden klassizistischen holländischen Landschaftsmalerei, und sein Nachfolger Adam Pynacker, dieser gleich mit zwei sehr schönen und stimmungsvollen Landschaften.“ (S. 13/14)