085 | Die Darbringung im Tempel

Bezeichnung/Titel
Die Darbringung im Tempel
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
085
Inventarnummer (BStGS)
235
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1705
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
81,7 x 57,6 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 31-32
Kurztitel
Seite
S. 17
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Vor dem Altar eines Tempelinnenraumes steht der Hohepriester Simeon und hält das – auf den Mittelpunkt der Darstellung zentrierte – hell erleuchtete Christuskind in den Armen. Sein Blick ist gen Himmel gerichtet, aus dem ein schmaler Lichtstreifen entspringt und die Szene in schlaglichtartige Beleuchtung versetzt. Vor dem Hohepriester kniet Maria mit demütig gesenktem Blick, während Joseph am rechten Bildrand zwei Tauben für das Opfer bringt – wie im Lukasevangelium beschrieben (Lk 2, 22-40). Links hinter Simeon steht die Prophetin Hanna und hinter Joseph die heilige Elisabeth sowie eine weitere Frau, die das Geschehen betrachtet (Hofstede de Groot 1928, S. 247, Nr. 40). Abgesehen von Maria und dem Hohepriester gelten alle Blicke der umstehenden Figuren dem Christuskind und betonen dessen – bereits durch den Lichteinfall und die zentrale Positionierung hervorgehobene – Stellung. Der umgebende Raum verschwindet in Dunkelheit. Wie aus der Beschreibung jedoch hervorgeht, besteht eine Diskrepanz zwischen dem Inneren eines Tempels auf der unteren Hälfte und den Wolken samt Lichtstrahl in der oberen Hälfte. Der Name des Künstlers, Adriaen van der Werff (1659-1722) und die Datierung 1705 wurden auf der untersten Stufe angebracht (Eikemeier 1972, S. 20, Nr. 20).

Als Vorbild für die beschriebene Darstellung gilt ein Gemälde von Louis de Boullogne (1654-1733), das sich heute im Musée de Louvre befindet (Gaehtgens 1987, S. 309): Auffallend übereinstimmend ist die Haltung und Blickrichtung der mittig dargestellten Figur des Propheten mit Kind sowie die demütig davor kniende Maria. Eine deutliche Ähnlichkeit besteht darüber hinaus auch zu einer vielfigurigen Umsetzung des Inhalts (Musée des Beaux-Arts de Dijon, Inv.-Nr. CA 104) von Philippe de Champaigne (1602-1674) aus den Jahren 1628-30 (Eikemeier 1972, S. 20, Nr. 20): Auch hier sind die zentralen Figuren von Simeon mit Kind und kniender Maria vergleichbar.

Im Rahmen der übrigen Gemälde der Mysterienbilder (vgl. Nr. 83-90), die der Kurfürst von der Pfalz (1658-1716) zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Auftrag gegeben hatte, empfand Adriaen van der Werff selbst diese Darstellung als „Een van de beste“ (Gaehtgens 1987, S. 457, Dok. 17). Darüber hinaus war es auch die erste Darstellung, die der Künstler für die 15-teilige Folge schuf (Ebd., S. 309).

Katharina Hefele

Kurztext

Die „Darbringung im Tempel“ beschreibt Adrian van der Werff (1659-1722) selbst als „Een van de beste“ im Rahmen seiner 15-teiligen Folge der „Mysterienbilder“ (vgl. Nr. 83-90), die er für den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716) ausführte. Sie zeigt den Hohepriester Simeon mit Christuskind, umringt von Maria und Joseph, der Prophetin Hanna, der Hl. Elisabeth und einigen weiteren Beobachtern. Das Christuskind wird dabei durch die zentrale Positionierung, den hellen Lichtstrahl und die Blickachsen der Umgebenden besonders hervorgehoben.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Darstellung Christi im Tempel. Simeon hält das Kind in den Armen. Vor ihm kniet Maria. Hinter dem Altar Joseph mit zwei Tauben, weiter zurück Elisabeth. Bezeichnet auf der untersten Stufe mit Namen und 1705.“ (S. 17)

Bulle 1906: "Adrian van der Werff (1659-1722), weiland Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf. Er war durch diese Eigenschaft in der Düsseldorfischen Bildersammlung, die später nach München kam, überreich vertreten und wir haben infolgedessen nicht weniger wie acht Bilder von ihm (Nr. 83-90), Darstellungen aus der Geschichte Christi. Wenn man sich klar machen will, was im Künstlerjargon unter einem "akademischen" Maler verstanden wird, so studiert man Werff. Er kennt alle großen Gesten und Posen, die die Italiener erfunden haben, er beherrscht jeglichen Lichteffekt, den Correggio und Rembrandt erdachten, er versteht sämtliche Gegenstände der Mythologie, der Religion und des wirklichen Lebens darzustellen. Alles das malt er mit größter Sorgfalt, Schönheit und Eleganz, und so wurde er einer der berühmtesten Maler seiner Zeit; man hat ihn damals für den eigentlichen Vollender der Kunst gehalten. Ein Bild wie die Geburt Christi (Nr. 84) ist in der Tat nicht unerfreulich. Aber wenn man, wie wir jetzt, hinter all diesen gewandten Können die echten Vorbilder sieht, aus denen er seine Rezepte geholt hat, so wird man nicht warm mit ihm. Denn es fehlt das, was auch beim Künstler immer das beste ist: das eigene Erleben und Empfinden, die Seele." (S. 32-33)