074 | Ein Blumenstrauss in einer Glasvase

Bezeichnung/Titel
Ein Blumenstrauss in einer Glasvase
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
074
Inventarnummer (BStGS)
ex 888
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1709
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
78 x 64 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 15
Kurztitel
Seite
S. 31-32
Kurztitel
Seite
S. 197
Kurztitel
Seite
S. 14
Kurztitel
Seite
S. 121, Nr. 660
Kurztitel
Seite
S. 115, Nr. 660
Kurztitel
Seite
S. 259, Nr. 424
Seite
S. 312, Nr. 16
Kurztitel
Seite
S. 151, Nr. 706
Kurztitel
Seite
Nr. 656
Kurztitel
Seite
S. 1341, Nr. 656
Abbildungsnachweis
Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rachel_Ruysch_-_Flowers_in_a_glass_vase_on_a_marble_slab_formerly_of_Munich_Alte_Pinakothek.jpg - CC0
Eigentümer
Eijk and Rose-Marie van Otterloo Collection
Wissenschaftliche Diskussion

Ein bunter Blumenstrauß steht in einer Glasvase auf einer Marmorkonsole vor einem schwarzen Hintergrund. Im Zentrum finden sich die hellsten Blumendolden, die nach hinten verschattetet werden, um Tiefenwirkung zu erzeugen. Die Farbwahl der mittleren Blüten (weiß, rot, gelb) folgt einer holländischen Konvention (Trnek 1992, S. 336) sowie die Blüten, die effektvoll vor dem dunklen Grund leuchten (Nicolaisen 2012, S. 274).

Neben Tulpen, Rosen und Päonien zeigt die Künstlerin auch Insekten, die nach realen Vorbildern gemalt sind, da Ruysch auf eine große botanische und zoologische Sammlung zurückgriff (Trnek 1992, S. 334f.). So fliegt links über den roten Blüten ein Schmetterling, genauer ein Kohlweißling. Ein Käfer sitzt neben der Vase an einer rosa Dolde. Insgesamt werden Blätter und Blüten in unterschiedlichen Stadien, selbst mit Fraßspuren, gezeigt.

Die Werke Ruyschs „Der Blumenstrauß in der Vase“ und „Früchtestück“ in der Erlanger Sammlung zeigen beispielhaft die meisterliche Wiedergabe der Materialität und Details von Blumen und Früchten der holländischen Maler – sowie das besondere Können Rachel Ruysch, die damit sogar Hofmalerin des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz und als erste Frau in die Malergilde von Den Haag aufgenommen wurde. Das zweite Werk von Ruysch in der Sammlung belegt dies, da das „Früchtestück“ (Nr. 75) für den Kurfürsten geschaffen wurde (Chong/Kloek 1999, S. 281).

Alexander Steinmüller

Kurztext

Das „Blumenstilleben“ von 1706 wurde von der berühmtesten und bestbezahlten holländischen Malerin des Barock, Rachel Ruysch (1663-1750), geschaffen. Ihren Ruhm verdankt sie der meisterlichen Wiedergabe von Pflanzen, wie Tulpen, Rosen und Päonien, und Insekten, wie Kohlweißling, die sie nach der Natur malte, indem sie auf ihre eigene botanische und zoologische Sammlung zurückgriff. Dadurch konnte sie der Gattung der Blumenstücke erneut Geltung verschaffen, wie auch ihr zweites Werk in der Sammlung (Nr. 75) beweist.

Alexander Steinmüller

Anmerkung

Reber 1906: „Ein Blumenstrauss in einer Glasvase. Bezeichnet Rachel Ruysch 1709.“ (S. 15)

Bulle 1906: „Den Beschluß macht eine Dame, Rachel Ruysch von Amsterdam, mit zwei großen Stilleben (Nr. 74, 75). Der Begriff des Stillebens ist nordischen Ursprungs, die Italiener kennen es nicht; es erwächst aus jener Liebe zum Objekt, die wir in der Einleitung zur holländischen Malerei gekennzeichnet haben. Der stille Zauber, der in den glühenden Farben schön gruppierter Blumen und Früchte lebt, liegt dem weiblichen Temperament auch heute noch besonders gut. Rachel Ruysch, die einzige Frau, die sich in der holländischen Malerei hervorgethan hat, schein keinen allzu lebhaften Sinn für Harmonisieren der Farben gehabt zu haben. Dafür hat sie aber ihre Gegenstände mit der liebevollsten Hingebung gemalt; die glasige Durchsichtigkeit der weißen Trauben und die pelzige Haut der blauen ist schlechtweg meisterhaft gelungen (Nr. 75)“ (S. 31-32)

Reber 1913: „Das Blumen- und Früchtestück endlich vertreten zwei Gemälde der Rachel Ruysch aus Amsterdam (1664 bis 1750), einer Schülerin des Willem von Aelst, längere Zeit neben A. van der Werff Hofmalerin in Düsseldorf. Das eine, bezeichnet mit dem vollen Namen und 1709, stellt einen Blumenstrauß in einer Glasvase (wie das folgende aus der Mannheimer Galerie), […]“ (S. 197)

Haack 1921/22: „So sollte letzten Grundes im beginnenden 18. Jahrhundert, an der Schwelle des Rokoko-Zeitalters höfischen französierenden und italienisch-antikisierenden Einflussen die ursprünglich kerndeutsche, durch und durch gesunde, volkstümlich bürgerliche Kunst der holländischen Malerei erliegen. Nur im Blumenbild und Früchtestück hat sie sich noch lange frisch und lebensvoll erhalten, wie besonders, auch in Erlangen, die Bilder von Rachel Ruysch beweisen, obwohl auch sie Hofmalerin zu Düsseldorf gewesen ist.“ (S. 14)