083 | Heimsuchung Mariä

Bezeichnung/Titel
Heimsuchung Mariä
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
083
Inventarnummer (BStGS)
253
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1708
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
81,5 x 57,6 cm
Inschrift
Signatur und Datierung „1708“ auf der untersten Stufe.
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 32-33
Kurztitel
Seite
S. 16
Kurztitel
Seite
S. 196
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Der „Heimsuchung Mariä“ liegt eine Geschichte aus dem Lukasevangelium (Lk 1, 39-45) zugrunde. In dieser wird berichtet, dass Maria – als sie Christus bereits unter ihrem Herzen trug – ihre zeitgleich mit Johannes dem Täufer schwangere Cousine Elisabeth besuchte. In Adriaen van der Werffs (1659-1722) Interpretation der Erzählung steigt die in Rückenansicht dargestellte Maria – von Joseph begleitet – die Treppe zur Vorhalle des Hauses Elisabeths hinauf. Die Hausherrin kommt ihr in Begleitung ihres Mannes bereits entgegen und reicht ihr die Hand. Durch die schlaglichtartige Beleuchtung ihrer Figur – die den übrigen eher schemenhaft angedeuteten Figuren entgegensteht – wird Maria in der Darstellung besonders hervorgehoben. Hinter der Zusammenkunft eröffnet sich durch die Eingangstür ein Ausblick auf ein weiteres Gebäude und einen schmalen Himmelsstreifen. Eine Signatur und Datierung („1708“) wurde auf der untersten Stufe angebracht.

Das Werk ist Teil der sog. „Mysterienbilder“ (Gaethgens 1987, S. 318; Hofstede de Groot 1928, S. 245) – auch „Die fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes“ (Eikemeier 1972, S. 19) genannt. Eine 15-teilige Folge, die der Künstler als Hofmaler für den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716) in den Jahren 1703-1719 ausführte (Gaethgens 1987, S. 318) und wovon sich acht Gemälde im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in der Erlanger Galerie (vgl. Nr. 83-90) befanden. Dort stellten Werffs Historiengemälde eine Besonderheit dar, da es sich (neben der Serie der Küchenstücke, vgl. Nr. 37-40) um die einzige (Teil-)Folge der Filialgemäldegalerie handelte. Dass die Malkunst des Niederländers besonders geschätzt wurde, geht auch aus einem Zitat Bulles hervor, der 1906 die Einführung zur Gemäldegalerie schrieb: „Wenn man sich klar machen will, was im Künstlerjargon unter einem ‚akademischen‘ Maler verstanden wird, so studiert man Werff. Er kennt alle großen Gesten und Posen, die die Italiener erfunden haben, er beherrscht jeglichen Lichteffekt, den Correggio und Rembrandt erdachten, er versteht sämtliche Gegenstände der Mythologie, der Religion und des wirklichen Lebens darzustellen.“ (Bulle 1906, S. 32f.)

Katharina Hefele

Kurztext

Der Darstellung der „Heimsuchung Mariä“ von Adrian van der Werff (1659-1722) liegt eine Geschichte aus dem Lukasevangelium (Lk 1, 39-45) zugrunde, laut der Maria nach dem Ereignis der Verkündigung ihre mit Johannes dem Täufer schwangere Cousine Elisabeth besuchte. Das Werk ist Teil einer 15-teiligen Folge, die der Künstler als Hofmaler für den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz von 1703 bis 1719 ausführte. Aufgrund der hohen Wertschätzung der Malweise wurden in Erlangen acht Gemälde davon ausgestellt und repräsentierten dort das Genre der Historienmalerei, vgl. Nr. 83-90.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Die Heimsuchung. Maria und Joseph betreten die Schwelle vom Hause Elisabeths, welche unter der Türe erscheint.“ (S.16)

Bulle 1906: "Adrian van der Werff (1659-1722), weiland Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf. Er war durch diese Eigenschaft in der Düsseldorfischen Bildersammlung, die später nach München kam, überreich vertreten und wir haben infolgedessen nicht weniger wie acht Bilder von ihm (Nr. 83-90), Darstellungen aus der Geschichte Christi. Wenn man sich klar machen will, was im Künstlerjargon unter einem "akademischen" Maler verstanden wird, so studiert man Werff. Er kennt alle großen Gesten und Posen, die die Italiener erfunden haben, er beherrscht jeglichen Lichteffekt, den Correggio und Rembrandt erdachten, er versteht sämtliche Gegenstände der Mythologie, der Religion und des wirklichen Lebens darzustellen. Alles das malt er mit größter Sorgfalt, Schönheit und Eleganz, und so wurde er einer der berühmtesten Maler seiner Zeit; man hat ihn damals für den eigentlichen Vollender der Kunst gehalten. Ein Bild wie die Geburt Christi (Nr. 84) ist in der Tat nicht unerfreulich. Aber wenn man, wie wir jetzt, hinter all diesen gewandten Können die echten Vorbilder sieht, aus denen er seine Rezepte geholt hat, so wird man nicht warm mit ihm. Denn es fehlt das, was auch beim Künstler immer das beste ist: das eigene Erleben und Empfinden, die Seele." (S. 32-33)

Reber 1913: „Eine stattliche Folge von acht religiösen Bildern repräsentiert den Rotterdeamer Adriaen van der Werff (1659 - 1722), einen Schüler des Eglon van der Neer, sämtlich bezeichnet und zwischen 1705 und 1713 datiert. Keit Wunder, daß die Werke des Künstlers, welche bis vor kurzem ein ganzes Kabinet der Pinakothek füllten, so zahlreich zur Verfügung der Filialgalerien standen, denn van der Werff arbeitete lange als Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, des Gründers der Düsseldorfer Galerie. Die Gemälde stellen die Heimsuchung, Geburt Christi, Darstellung im Tempel, den Knaben Jesus im Tempel, den Ölberg, die Auferstehung, die Himmelfahrt und das Pfingstfest dar. Zahl und peinliche Ausführung wirken ermüdend. (S. 196)