090 | Das Pfingstfest

Bezeichnung/Titel
Das Pfingstfest
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
090
Inventarnummer (BStGS)
227
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1711
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
81,7 x 57,6 cm
Inschrift
rechts unten Signatur und Datierung "1711"
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 32-33
Kurztitel
Seite
S. 17
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die 13. und für Erlangen auch letzte Darstellung aus der Reihe der insgesamt 15  Mysterienbilder von Adriaen van der Werff (1659-1722) ist die „Ausgießung des Heiligen Geistes“: In einem weiten Innenraum empfangen die Anwesenden den Heiligen Geist, der sich in Form kleiner Flammen auf ihren Köpfen niederlässt. Im Mittelpunkt kniet die Muttergottes auf einer Erhöhung, zu der drei Stufen hinaufführen, und zu ihrer Rechten lässt sich die demütig zu Boden blickende Maria Magdalena erkennen. Sie sind umgeben von den Aposteln: Eine große Gruppe zu Marias linken beobachtet ehrfürchtig die aus der lichtdurchfluteten Wolke stammenden Flammen, während vor den Stufen fünf weitere Jünger sitzen. Rechts unten sitzt Petrus mit gefalteten Händen und nach oben gewandtem Blick auf der letzten Stufe und ihm gegenüber ein Apostel als Rückenfigur, der die Hände samt Umhang erschrocken erhoben hat und den Betrachter in das Geschehen einführt. Mit Künstlernamen und der Jahreszahl 1711 wurde die Darstellung auf dem Fliesenboden rechts unten bezeichnet (Eikemeier 1972, S. 22, Nr. 29).

Als Vorbild für die Darstellung diente laut Gaehtgens die Ausführung derselben Erzählung (Musée du Louvre, Paris, Inv.-Nr. 2888) von Charles Le Brun (1619-1690) (Gaehtgens 1987, S. 328). Neben der groben Komposition der zentralen Marienfigur und umgebenden Aposteln, sind auch einzelne Motive wie Petrus mit gefalteten Händen oder die einführende Rückenfigur vergleichbar.

Diese Darstellung erhielt vom Künstler selbst die Einschätzung „seer goed“. In Bezug auf die überlieferten Kommentare (Gaehtgens 1987, S. 457, Dok. 17) lässt sich zusammenfassend sagen, dass Adriaen van der Werff

  • sieben der Darstellungen unkommentiert aufführe: darunter „Die Verkündigung Mariae“ (Alte Pinakothek, München, Inv.-Nr. 252), „Heimsuchung Mariä“ (Nr. 83), „Christus am Ölberg“ (Nr. 87), „Geißelung Christi“ (Alte Pinakothek, München, Inv.-Nr. 238), „Die Himmelfahrt Christi“ (Nr. 89), „Mariä Himmelfahrt(Alte Pinakothek, München, Inv.-Nr. 228) und „Marienkrönung(Alte Pinakothek, München, Inv.-Nr. 211),
  • eine als „goed“ einstufte: „Die Auferstehung Christi“ (Nr. 88),
  • drei als „heel goed“ bzw. „seer goed“ beschrieb: „Die Anbetung der Hirten“ (Nr. 84), „Dornenkrönung Christi(AP, Inv.-Nr. 239), „Ausgießung des Heiligen Geistes“ (Nr. 90)
  • und schließlich vier Darstellungen als „een van de beste“ charakterisierte: „Die Darbringung im Tempel“ (Nr. 85), „Der zwölfjährige Jesus im Tempel“ (Nr. 86), „Kreuztragung Christi“ (Alte Pinakothek, München, Inv.-Nr. 240), „Christus am Kreuz(Alte Pinakothek, München, Inv.-Nr. 223).

Katharina Hefele

Kurztext

Die „Ausgießung des Heiligen Geistes“ von Adriaen van der Werff (1659-1722) ist die 13. und für Erlangen auch letzte Darstellung aus der Folge der insgesamt 15 „Mysterienbilder“. Sie zeigt die Apostel mit der Gottesmutter und Maria Magdalena, die den Heiligen Geist in Form von kleinen Flammen empfangen. Der Künstler selbst scheint von seiner Schöpfung sehr angetan gewesen zu sein, da er sie in einem überlieferten Dokument als „seer goed“ beschrieb.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Das Pfingstfest. Unter den Aposteln Maria und Magdalena. Bez. rechts unten mit Namen und 1711.“ (S. 17)

Bulle 1906: "Adrian van der Werff (1659-1722), weiland Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf. Er war durch diese Eigenschaft in der Düsseldorfischen Bildersammlung, die später nach München kam, überreich vertreten und wir haben infolgedessen nicht weniger wie acht Bilder von ihm (Nr. 83-90), Darstellungen aus der Geschichte Christi. Wenn man sich klar machen will, was im Künstlerjargon unter einem "akademischen" Maler verstanden wird, so studiert man Werff. Er kennt alle großen Gesten und Posen, die die Italiener erfunden haben, er beherrscht jeglichen Lichteffekt, den Correggio und Rembrandt erdachten, er versteht sämtliche Gegenstände der Mythologie, der Religion und des wirklichen Lebens darzustellen. Alles das malt er mit größter Sorgfalt, Schönheit und Eleganz, und so wurde er einer der berühmtesten Maler seiner Zeit; man hat ihn damals für den eigentlichen Vollender der Kunst gehalten. Ein Bild wie die Geburt Christi (Nr. 84) ist in der Tat nicht unerfreulich. Aber wenn man, wie wir jetzt, hinter all diesen gewandten Können die echten Vorbilder sieht, aus denen er seine Rezepte geholt hat, so wird man nicht warm mit ihm. Denn es fehlt das, was auch beim Künstler immer das beste ist: das eigene Erleben und Empfinden, die Seele." (S. 32-33)