051 | Lustige Gesellschaft

Bezeichnung/Titel
Lustige Gesellschaft
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
051
Inventarnummer (BStGS)
1856
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
2. Hälfte 17. Jh.
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
111,2 x 146,5 cm
Inschrift
Signiert unten links: "R Brakenburgh".
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 11
Kurztitel
Seite
S. 31
Kurztitel
Seite
S. 195
Kurztitel
Seite
S. 10
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

In einer Schänke mit dunklem Interieur feiert eine „lustige Gesellschaft“. Besonders eine Gruppe im Zentrum sticht durch leuchtende Weißhöhungen hervor, während sich die Gäste im Hintergrund schemenhaft auflösen. „Der vorherrschend rötliche Ton ist charakteristisch für die Malerei Richard Brakenburghs, ebenso die Unterscheidung in bunte, kontrastreich beleuchtete und plastisch wirkende Hauptfiguren im Vordergrund und einen monochrom skizzierten Hintergrund“ (Raupp 2010, S. 67).

Vorne im Bild spielt ein Mann Violine und blickt lüstern zu den ihr Dekolleté präsentierenden Damen hinter ihm. Bei den Damen die teilweise bereits mit Freiern belegt sind, handelt es sich, wie durch rote Bänder charakterisiert, um Dirnen. Neben sexueller Ausschweifung, welche durch die Dirnen und Geige symbolisiert wird, und Trunkenheit steht auch die zerbrochene Pfeife am Boden für Sittenwidrigkeit (Schneider 2004, S. 168).

Gerade für solche Darstellungen des Feierns, im Stile David Teniers, war Brakenburgh beliebt (Spieth 2017, S. 159). Schon Houbraken lobt den Maler für seine Darstellung in der Art Ostade, zudem Brakenburgh von Jan Stehen beeinflusst wurde (Trnek 1992, S. 87f.). Für das vorliegende Gemälde ist dies jedoch kaum nachvollziehbar, während die Malweise deutlich an Ostade angelehnt ist.

Die Größe des Formats ist außergewöhnlich für ein – ansonsten kleinformatiges – moralisches Genrebild des Feierns in einer Schänke. „Die grobe Malerei“ (Bulle 1906, S. 31) fungiert als ein (schlechtes) Beispiel für den Einfluss, der „über Adriaen Ostade mittelbar auf Frans Hals zurück“ (Haack 1921/22, S. 10) geht.

Alexander Steinmüller

Kurztext

Richard Brakenburgh (1650-1702) schafft ein für die holländische Malerei typisches, moralisierendes Gemälde. In einer Schänke mit dunklem Interieur feiert eine sog. „lustige Gesellschaft”. Während sich die Gäste im Hintergrund schemenhaft auflösen, sticht eine Gruppe im Zentrum durch Weißhöhungen hervor. Vorne im Bild spielt ein Mann Violine und blickt lüstern zu den ihr Dekolleté präsentierenden Damen hinter ihm. Diese sind durch rote Bänder als Dirnen charakterisiert. Die Sittenlosigkeit wird neben sexueller Ausschweifung und Trunkenheit auch durch die zerbrochene Pfeife am Boden symbolisiert. Hierdurch werden auch, wie so häufig in diesem Genre, alle Sinne angesprochen.

Alexander Steinmüller

Anmerkung

Reber 1906: „Lustige Gesellschaft. Figurenreiches Schänkebild dörflichen Charakters. Bezeichnet links unten: R. Brakenburgh.“ (S. 11)

Bulle 1906: „Nr. 51, Brakenburghs lustige Gesellschaft, steht nicht ganz auf dieser Höhe [wie Nr. 56]. Die grobe Malerei kann uns hier nicht völlig über die Grobheit des Stoffes hinwegbringen. Der Hauptfehler des Bildes liegt aber darin, daß es zu groß ist. Gewisse Stoffe sind an gewisse Formate gebunden, die sich nicht ungestraft überschreiten lassen. Es ist der umgekehrte Fall wie bei Poelenburg [Nr. 66].“ (S. 31)

Reber 1913: „Hier möge dann die Lustige Gesellschaft des Haarlemer Ostadeschülers Richard Brakenburg (1650 - 1702) angereiht werden, ein figurenreiches Schänkebild von selten großem Format (111 : 147 cm), das jedoch hinter den Brouwer und Ostade weit zurücksteht.“ (S. 195)

Haack 1921/22: „Auch Richard Brakenburgh geht mit seiner überlustigen‚ lustigen Gesellschaft‘ über Adriaen Ostade mittelbar auf Frans Hals zurück. So tritt dieser, neben Rembrandt größte, holländische Figurenmaler wenigstens vor das geistige Auge des Besuchers der Erlanger Orangerie.“ (S. 10)