050 | Landschaft in Abendstimmung

Bezeichnung/Titel
Landschaft in Abendstimmung
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
050
Inventarnummer (BStGS)
192
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
um 1645
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
49,2 x 68,2 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 11
Kurztitel
Seite
S. 28
Kurztitel
Seite
S. 197
Kurztitel
Seite
S. 13-14
Kurztitel
Seite
S. 46, Nr. 248
Kurztitel
Seite
S. 44, Nr. 248
Kurztitel
Seite
S. 251, Nr. 387
Seite
Nr. 223
Kurztitel
Seite
S. 225, Nr. 946
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die „Landschaft in Abendstimmung“ stammt von Jan Both, dem Mitbegründer des Themas der italienischen Landschaft in den nördlichen Niederlanden. Both – im Vergleich zu einigen seiner Nachfolger – war nach Italien gereist, bevor er sich in Utrecht niederließ und dort ab 1643 die ansässigen Maler prägte. Hierzu reproduzierte er seine Gemälde mittels Radierungen und Stichen, sodass sie vielen zugänglich waren (Raupp 2001, S. 5, 152). Er gilt als „bedeutendster unter den Meistern dieser Art“ (Bulle 1906, S. 28). Insbesondere seine italienischen Landschaften, die oftmals auf Reiseskizzen basierten und aus kompositorischen Gründen verändert wurden, waren besonders bei den Zeitgenossen beliebt (Meyer 1991a, S. 137).

Rechts vor einem Felsmassiv treibt ein Bauer drei Rinder voran, während zwei weitere Bauern noch einen Fluss durchqueren müssen, um zu ihm aufzuschließen. Einer trägt hierzu eine Frau auf dem Rücken. Auf dem Weg, der sich in eine weite Flache Landschaft öffnet, sind weitere Bauern beim Rindertrieb zu sehen.

Eine spätere Fassung (von 1650) findet sich im Institut of Arts in Detroit (Inv. Nr. 54.441). Ein direkter Vergleich zwischen den zwei Fassungen zeigt die Entwicklung des Künstlers (Burke 1976, S. 193, 227). So werden nun die Figuren detailreicher aus mehreren Ansichten gezeigt und agieren miteinander, geht zum Beispiel der Mann dem Tragenden nicht, wie in der Erlanger Version, voraus, sondern hilft durch Halten mit. Weiterhin ändert sich die Farbpalette, die nun vom Grün stärker in goldbraune Töne übergeht, selbst bei Objekten, die nicht direkt durch das Licht erhellt sind, während bei der „Abendlichen Landschaft“ diese noch grün gehalten sind. Das kräftige Grün, und die Staffagefiguren zeigen somit Ähnlichkeit zu „italienische Landschaft“, welche zwischen 1642-1652 datiert wird, da es schon Anklänge an seine spätere Farbpalette zeigt (Burke 1976, S. 218, 227).

Da das Gemälde nur in schwarz-weiß vorliegt, soll mittels der Literatur näher auf die Farbigkeit eingegangen werden, da durch diese auch eine Datierung möglich ist. Both verwendet für seine komponierten Landschaften meist braunes Kolorit und goldenes Licht ohne starke Kontraste, nur Kleidungsstücke werden teils weiß gehöht (Roh, S. 79 – Nicolaisen 2012, S. 63 – Raupp 2001, S. 6). Um seine goldbraunen Töne inszenieren zu können, greift er oft auf eine untergehende Sonne zurück, wie auch seine Werke „Bergige Landschaft mit Ochsenkarren“ oder „Italienische Landschaft mit Holzbrücken“ (1645) zeigen. Folglich ist das vorliegende Werk nach der Rückkehr aus Rom 1641 einzuordnen, da er die Figuren in heimischer Tracht darstellt (ohne antikisierende Figuren oder detailreiche Architektur einzubringen) und aufgrund der dominierenden Grüntöne vor 1650.

Der bedeutendste Utrechter Maler und Erfinder der „italienischen Landschaften“ in Holland, Jan Both (1618-1652), ist in der Erlanger Sammlung mit einer „Landschaft in Abendstimmung“ vertreten. Die Abendstimmung, die die Bauern zur Heimkehr und zur Durchquerung des Flusses veranlasst, wird durch eine goldbraune Farbstimmung vermittelt, für die der Künstler berühmt ist. Diese Farbpalette ist zentral für „italienischen Landschaften“, die der Künstler mittels Reiseskizzen künstlerisch neu komponiert.

Alexander Steinmüller

Kurztext

Der bedeutendste Utrechter Maler und Erfinder der „Italienischen Landschaften” in Holland, Jan Both (1618-1652), ist in der Erlanger Sammlung mit einer „Landschaft in Abendstimmung“ vertreten. Die Abendstimmung, die die Bauern zur Heimkehr veranlasst, wird durch eine goldbraune Farbstimmung vermittelt. Für diese ist der Künstler berühmt.

Alexander Steinmüller

Anmerkung

Reber 1906: „Landschaft in Abendstimmung. Rechts sperren Felsen die Aussicht. Einer der durch einen Bach watenden Männer trägt ein Weib auf dem Rücken. Rechts eine Herde mit berittenem Hirten. Bezeichnet: J. Both f.“- (S.11)

Bulle 1906: „Der bedeutendste unter den Meistern dieser Art, der bei uns durch ein vortreffliches Bild vertreten ist, ist der Utrechter Jan Both (Nr. 50, 3. Abteilung). Das ist eine Landschaft, die in jeder Hinsicht groß stilisiert ist, mit dem Gefühl für bestimmte Formen und vornehme Linien, wie es sich im Süden entwickelt. Sie erinnert in der Disposition der Massen an die Art der ‚heroischen‘ Landschaftsmalerei des Claude Lorrain und Poussin, die sich ja auch ganz auf der Kenntnis italienischer Gegenden aufbaut. Aber in den Farben der Landschaft hat unser holländischer Meister in der Hauptsache seine heimische Art beibehalten: keine starken Kontraste, sondern alles durch fein vertriebene Einzeltöne und einen warmen Gesamtton zusammengehalten.“- (S. 28)

Reber 1913: „Auch das schöne bezeichnete Abendbild des Utrechters Jan Both (1610 - 1652) zeigt in dem einen Bach durchwatenden Landvolk und in der von einem berittenen Bauer getriebenen Herde eine gewichtige Staffierung […].“- (S.197)

Haack 1921/22: „Da ist der in Rom auch von Claude Lorrain beeinflußte Jan Both, der Begründer der italienisierenden klassizistischen holländischen Landschaftsmalerei, und sein Nachfolger Adam Pynacker, dieser gleich mit zwei sehr schönen und stimmungsvollen Landschaften.“- (S.13f.)