094 | Der Jagdhund

Bezeichnung/Titel
Der Jagdhund
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
094
Inventarnummer (BStGS)
ex 886
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
17. Jh.
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
49 x 39 cm
Inhalt/Motiv
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 18
Kurztitel
Seite
S. 26
Kurztitel
Seite
S. 197
Kurztitel
Seite
S. 118, Nr. 575
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Wissenschaftliche Diskussion

„Der Jagdhund“ des Jan Wijnants (1630-1684) sitzt zwischen einer Pfütze und einer abgestorbenen Eiche, dahinter ein Bauernhaus und eine weite Flachlandlandschaft. Das Dach der Lehmhütte ist mit Reed (Schilf) gedeckt, während am Bretterzaun ein Wagenrad angelehnt ist. Die Tiertränke rechts verweist zwar, dass es Tiere am Hof gibt, werden aber nicht gezeigt. Zudem nehmen die Details zum Vordergrund zu, sodass der Betrachter Pflanzen bestimmen oder Krallen und Haare des Hundes, der ihn direkt anblickt, sehen kann. Folglich wird der Fokus auf den Hund und den Eichenstumpf gelegt.

Neben einer ästhetischen Funktion, die durch ihre detailreichen Tier- und Landschaftsdarstellung besticht, wird das Werk moralisch aufgeladen. Die abgestorbene Eiche gilt als Vanitas-Motiv und verweist in Verbindung mit dem Ried auf eine Bescheidenheit lehrende Fabel. Nach dieser wird die hochmütige Eiche gebrochen, während das Schilf sich dem Wind demütig beugt, und damit unserem Sinnspruch „Hochmut kommt vor dem Fall“ entspricht (Bütttner/Dörr 2011, S. 7).

Vermutlich ein Frühwerk, welches noch den Einflüssen der Maler Wijntrack und Ostade untersteht, da sich in den Gemälden des Wijnants der 1650er häufig Bauernhäuser finden, während er in den 1660er verstärkt Dünenlandschaften zeigt (Raupp 2004, S. 264).

Oftmals ließ Wijnants seine Tierstaffagen von anderen Malern, wie Adriaen van de Velde, anfertigen. (Als Beispiel für die Arbeitsteilung der Künstler vermag an Winjnants „Tümpel mit Enten, Angler und Jäger“ (Städel Museum, Frankfurt) verwiesen sein.) Die abgestorbenen Bäume übernimmt er jedoch als dekoratives Element von Jacob van Ruisdael und Philipps Wouwerman und wiederholt sie häufig in seinen Werken, sodass die Kompositionen der meisten Bilder dem vorliegenden Werk ähnlich sind (Bruyn 1987, S. 525 – Repp-Eckert 1989, S. 49 – Nicolaisen 2012, S. 336f.). Um den Einfluss Wouwermans zu belegen sind dessen Schüler Wijnants und Huchtenburgh in der Sammlung (Bürger 2009, S. 48).

Hofstede de Groot und Eisele verzeichnen das Werk nicht in ihren Werkverzeichnissen, obgleich es signiert ist und seine – soweit es die Abbildung ermöglicht –Art entspricht (Reber 1906 – Hofstede de Groot 1923 – Eisele 2000). Nur das platzeinnehmende Tier findet sich nicht in seinem Oeuvre und Eisele spricht Werke, die dennoch solche Tiere zeigen, wie „Gebäude am Wasser mit Geflügel“ oder „Landschaft mit Bauernhaus und Pissenden Hund“, Wijnans ab, da beispielsweise letzteres stärker Paulus Potter zuzuordnen ist (Eisele 2000, S. 228). Weiterhin lässt sich sein Oeuvre nur schwerlich von Potter oder Wyntrack trennen, sodass ohne nähere Untersuchungen – insofern das verschollene Werk „Der Jaghund“ auftaucht – keine Urheberschaft bestimmt werden kann.

Alexander Steinmüller

Kurztext

Neben einer ästhetischen Funktion, die durch ihre detailreichen Tier- und Landschaftsdarstellung besticht, wird das Werk von Jan Wijnants (1632-1684) moralisch aufgeladen. Die abgestorbene Eiche gilt als Vanitas-Motiv und verweist in Verbindung mit dem Riedgras auf eine Bescheidenheit lehrende Fabel. Nach dieser wird die hochmütige Eiche gebrochen, während das Schilf sich dem Wind demütig beugt, und damit unserem Sinnspruch „Hochmut kommt vor dem Fall“ entspricht.

Alexander Steinmüller

Anmerkung

Reber 1906: „Der Jagdhund. Vorn in der Mitte sitzt bei einem abgestorbenen Eichbaum ein Hund. Hinter ihm wird eine Bauernhütte sichtbar. Bezeichnet links unten: J. Wynants 165...“ (S. 18)

Bulle 1906: „Zu der ersten Gattung gehört auch Wynants (Nr. 94, Mittelraum), ebenfalls ein Haarlemer. Der Hund, der etwas allzugroß vorn im Bilde sitz, ist weniger glücklich - seine Staffage ließ sich übrigens Wynants häufig von anderen malen. Hingegen ist die Landschaft mit ihrem echt einheimischen Charakter sehr bezeichnend: ein gekappter Eichbaum, eine braune Lehmhütte, hinten Wiese, Bäume, Hügel, das alles nicht scharf gegeneinander kontrastiert, sondern in Farbe und Form zusammenfließend; es ist gesehen in der dunstigen, wasserreichen Luft des niederdeutschen Flachlandes.“ (S. 26)

Reber 1913: „Auch im Gebiete der Landschaft bieten sich einige gute Stücke dar. Auf einem bezeichneten Bilde des Haarlemers Jan Wymants (um 1600 bis nach 1679) überwiegt freilich die Gestalt eines Jagdhundes den landschaftlichen Grund.“ (S. 197)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.