088 | Die Auferstehung Christi

Bezeichnung/Titel
Die Auferstehung Christi
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
088
Inventarnummer (BStGS)
225
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1713
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
82 x 58 cm
Inschrift
rechts unten Künstlersignatur und Jahreszahl „1713“
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 32-33
Kurztitel
Seite
S. 17
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

„Die Auferstehung Christi“ von Adriaen van der Werff (1659-1722) gibt die neutestamentliche Geschichte in höchster Dramatik wieder: Ein weiß gekleideter Engel hält die monolithische Grabplatte zur Ruhestätte Christi offen, sodass dieser – der den Betrachter direkt anblickt – in den Himmel emporsteigen kann. Wie auf einer schmalen, schlaglichtartig beleuchteten Bühne sind die fünf vor dem Grab positionierten Wächter in große Aufruhr versetzt: Während der Vorderste schreiend flieht und zwei weitere dahinter zu Boden gestürzt sind, sind die beiden Soldaten am linken Bildrand vor Schrecken erstarrt zu Boden gesunkenen. Rechts unten befinden sich die Künstlersignatur und die Jahreszahl „1713“ (Hofstede de Groot 1928, S. 256, Nr. 67). 

Werff, der alle Darstellungen der Mysterienbilder in einem überlieferten Dokument (vgl. Gaehtgens 1987, S. 457, Dok. 17) verzeichnete und dabei oftmals eine persönliche Beurteilung hinzufügte, bezeichnete dieses Werk als „goed“. Wie die sieben weiteren Darstellungen (vgl. 83-87, 89, 90) aus der 15-teiligen-Folge, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Erlangen befanden, entstand auch dieses Werk im Auftrag des Kurfürsten von der Pfalz (1658-1716).

Gaehtgens vermutet in Bezug auf Motiv und Komposition Vorbilder in der französischen Historienmalerei. Sie nennt insbesondere die „Auferstehung“ von Noël Coypel, die sich heute im Musée des Beaux-Arts in Rennes befindet und in den Figuren des Engels, des nach vorne ausweichenden Soldatens und des emporschwebenden Christi vergleichbar ist (Gaehtgens 1987, S. 332). Gerade dieses nachahmende Vorgehen kreidet Bulle (nach seinem anfänglichem Lob, vgl. Nr. 83) im Katalog der Erlanger Galerie an: „Aber wenn man, wie wir jetzt, hinter all diesen gewandten Können die echten Vorbilder sieht, aus denen er seine Rezepte geholt hat, so wird man nicht warm mit ihm. Denn es fehlt das, was auch beim Künstler immer das beste [sic] ist: das eigene Erleben und Empfinden, die Seele“ (Bulle 1906, S. 32-33).

Katharina Hefele

Kurztext

„Die Auferstehung Christi“ von Adrian van der Werff (1659-1722) zeigt die neutestamentliche Geschichte auf höchst dramatische Weise: Christus entsteigt seinem Grab, dessen Steinplatte von einem Engel offen gehalten wird, während die fünf davor positionierten Wächter vor Schrecken schreiend stürzen oder fliehen. Das gesamte Geschehen wird dabei schlaglichtartig beleuchtet und scheint auf einer schmalen Bühne stattzufinden. Als Vorbild diente wohl eine Darstellung von Noël Coypel, die sich heute im Musée des Beaux-Arts in Rennes befindet. Heinrich Bulle (1867-1945), der als Professor für Archäologie in Erlangen wirkte und eine Einführung zur Gemäldegalerie schrieb, kreidete die rezeptartige Verwendung verschiedener Vorbilder in den Gemälden van der Werffs an, da es ihnen so an der eigenen „Seele“ fehle.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Auferstehung Christi. Ein Engel hat den Stein von dem Grabe gehoben, aus welchem Christus emporschwebt. Die Wächter liegen am Boden oder fliehen. Bez. rechts unten mit Namen und 1713.“ (S. 17)

Bulle 1906: "Adrian van der Werff (1659-1722), weiland Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf. Er war durch diese Eigenschaft in der Düsseldorfischen Bildersammlung, die später nach München kam, überreich vertreten und wir haben infolgedessen nicht weniger wie acht Bilder von ihm (Nr. 83-90), Darstellungen aus der Geschichte Christi. Wenn man sich klar machen will, was im Künstlerjargon unter einem "akademischen" Maler verstanden wird, so studiert man Werff. Er kennt alle großen Gesten und Posen, die die Italiener erfunden haben, er beherrscht jeglichen Lichteffekt, den Correggio und Rembrandt erdachten, er versteht sämtliche Gegenstände der Mythologie, der Religion und des wirklichen Lebens darzustellen. Alles das malt er mit größter Sorgfalt, Schönheit und Eleganz, und so wurde er einer der berühmtesten Maler seiner Zeit; man hat ihn damals für den eigentlichen Vollender der Kunst gehalten. Ein Bild wie die Geburt Christi (Nr. 84) ist in der Tat nicht unerfreulich. Aber wenn man, wie wir jetzt, hinter all diesen gewandten Können die echten Vorbilder sieht, aus denen er seine Rezepte geholt hat, so wird man nicht warm mit ihm. Denn es fehlt das, was auch beim Künstler immer das beste ist: das eigene Erleben und Empfinden, die Seele." (S. 32-33)