087 | Christus am Ölberg

Bezeichnung/Titel
Christus am Ölberg
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
087
Inventarnummer (BStGS)
237
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1711
Material
Holz
Technik
Ölmalerei
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
81,6 x 57,4 cm
Inschrift
Signiert und datiert („1711“) auf dem rechten Felsblock
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 32-33
Kurztitel
Seite
S. 17
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das elfte Bild aus der Folge der Mysterienbilder von Adriaen van der Werff (1659-1722), die zu Beginn des 18. Jahrhunderts für den Kurfürsten von der Pfalz (1658-1716) geschaffen wurde, zeigt die neutestamentliche Geschichte von „Christus am Ölberg“ (Lk 22, 39-46, Mt 26, 36-46): Das Hauptgeschehen des hochformatigen Nachtstücks ist dabei in den Hintergrund der linken Bildhälfte gerückt. Hier wird Jesus, der sich zum Beten niedergekniet hat, von einem herannahenden Engel aufgerichtet, während in der unteren Bildhälfte die drei Apostel – Jacobus, Johannes und Petrus – schlafen. Durch den Lichtstrahl des herannahenden Engels und die verschattete Beleuchtung der bühnenbildartigen Szene im Vordergrund werden die beiden Szenen nicht nur räumlich, sondern auch durch zwei unterschiedliche Belichtungsquellen voneinander abgegrenzt. Darüber hinaus sollen laut Marggraf im Hintergrund Jerusalem und die von Judas angeführte Menschenmenge zu sehen sein, die auf das bevorstehende Geschehnis der Gefangennahme verweisen (Marggraf 1869, S. 221, Nr. 486). Signiert und datiert („1711“) wurde die Darstellung auf dem rechten Felsblock, auf dem der ruhende Petrus seinen Arm aufstützt (Hofstede de Groot 1928, S. 252, Nr. 62).

Gaehtgens vermutet aufgrund einer Passage aus der Biografie – die der Schwiegersohn Adriaen van der Werffs unter dessen Aufsicht verfasste –, dass den Figuren der Jünger Modellstudien zugrunde lagen (Gaehtgens 1987, S. 329, Nr. 70 u. S. 433, 438). Zudem griff van der Werff bei der Darstellung des Engels auf eines seiner früheren Werke, die „Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies“ (vgl. Gaetgens 1987, S. 281, Nr. 52), zurück: Auch hier fliegt die Engelsfigur mit ausgebreiteten Flügeln und ähnlicher Beinhaltung von links oben herab, um die Anweisungen Gottes weiterzutragen.

Der Künstler selbst schien dieses Werk wohl nicht für eines seiner Besten gehalten zu haben, da er – im Gegensatz zu anderen Darstellungen der Reihe (vgl. Nr. 84-86 oder 90) – keine persönliche Beurteilung anfügte (Gaehtgens 1987, S. 457, Dok. 17).

Katharina Hefele

Kurztext

Der Darstellung „Christus am Ölberg“ von Adrian van der Werff (1659-1722) liegt die neutestamentliche Überlieferung zugrunde, laut der Christus nach dem letzten Abendmahl das Gebet zu seinem Vater suchte. Während die Hauptszene, in welcher der im Wissen um die bevorstehende Passion von Angst erfüllte Christus von einem Engel aufgerichtet wird, in den Hintergrund gerückt wurde, sind im Vordergrund die drei schlafenden Apostel Jacobus, Johannes und Petrus zu sehen. Das im Jahr 1711 entstandene Gemälde ist Teil einer 15-teiligen Reihe (vgl. Nr. 83-90), die der Künstler als Hofmaler für Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716) gestaltete.

Katharina Hefele

Anmerkung

Katalog Reber 1906: „Christus am Ölberg. Der Heiland wird von einem herabschwebenden Engel emporgerichtet. Vorn schlafen die drei Jünger. Bezeichn. auf einem Felsblock rechts mit Namen und 1711.“ (S. 17)

Bulle 1906: "Adrian van der Werff (1659-1722), weiland Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf. Er war durch diese Eigenschaft in der Düsseldorfischen Bildersammlung, die später nach München kam, überreich vertreten und wir haben infolgedessen nicht weniger wie acht Bilder von ihm (Nr. 83-90), Darstellungen aus der Geschichte Christi. Wenn man sich klar machen will, was im Künstlerjargon unter einem "akademischen" Maler verstanden wird, so studiert man Werff. Er kennt alle großen Gesten und Posen, die die Italiener erfunden haben, er beherrscht jeglichen Lichteffekt, den Correggio und Rembrandt erdachten, er versteht sämtliche Gegenstände der Mythologie, der Religion und des wirklichen Lebens darzustellen. Alles das malt er mit größter Sorgfalt, Schönheit und Eleganz, und so wurde er einer der berühmtesten Maler seiner Zeit; man hat ihn damals für den eigentlichen Vollender der Kunst gehalten. Ein Bild wie die Geburt Christi (Nr. 84) ist in der Tat nicht unerfreulich. Aber wenn man, wie wir jetzt, hinter all diesen gewandten Können die echten Vorbilder sieht, aus denen er seine Rezepte geholt hat, so wird man nicht warm mit ihm. Denn es fehlt das, was auch beim Künstler immer das beste ist: das eigene Erleben und Empfinden, die Seele." (S. 32-33)