119 | Maria mit Heiligen

Bezeichnung/Titel
Maria mit Heiligen
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
119
Inventarnummer (BStGS)
26
Aktueller Aufbewahrungsort
Martin-von-Wagner-Museum, Würzburg
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1910
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
Ende 15. Jh./Anfang 16. Jh.
Material
Leinwand
Technik
Ölmalerei
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
64,5 x 59 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 23
Kurztitel
Seite
S. 37
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die Darstellung „Madonna mit Michael und Hl. Johannes dem Täufer“ entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch den ferraresischen Maler Benvenuto Tisi da Garofalo (1476-1559).

Seine Ausbildung bekam er laut Vasari in der Werkstatt von Domenico Panetti (um 1460-1530), der ebenfalls am Hof der Familie Este in Ferrara tätig war. Unter dem Einfluss der Predigten von Girolamo Savonarola (1452-1498) und in späteren Jahren durch die Aufenthalte von Dosso Dossi (um 1480/90-1542) und Tizian (um 1488/90-1576) am Hof wurde der Künstler zu seinen Werken angeregt. Auch mit Giorgione (1478-1510) und den Gemälden Raffaels (1483-1520) scheint der Künstler in Berührung gekommen zu sein (vgl. Baraldi 2006, S. 392-394).

Das vorliegende Werk zeigt im fast quadratischen Format, angesiedelt in einer weitläufigen Landschaft, die Muttergottes mit Christuskind flankiert von zwei Heiligen. Im Vordergrund des Bildes sitzt mittig die Jungfrau Maria auf einer Bank. Der Hügel im Hintergrund unterstützt ihre zentrale Lage im Gemälde. Während sie aus dem Bildfeld heraus den Betrachter anblickt, wendet sich der Christusknabe auf ihrem Schoß dem Erzengel Michael in der linken Bildhälfte zu. Dieser wird vom Bildschnitt angeschnitten und mit einem “blauen Stahlpanzer” (Bulle 1906, S. 37), der gekonnt mit dem “grünen, durch Gold aufgehöhten Mantel” (Bulle 1906, S. 37) zusammenwirkt, gezeigt. Dramatisch hat er die rechte Hand mit dem Schwert erhoben, während er in der linken eine Waage hält. Er holt zum letzten Schlag gegen den Widersacher aus, den er mit dem linken Bein zu Boden drückt. Auf der rechten Seite des Gemäldes wird dagegen als ruhiger Gegenpol zum reich bewegten Erzengel Johannes der Täufer gezeigt. Dieser ist in Vorderansicht dargestellt und trägt ein Lamm in seinen Armen, während er den Betrachter anblickt. Bekleidet ist er mit einem “rosafarbenen Mantel” (Bulle 1906, S. 37).

Vergleicht man dieses Gemälde mit anderen Werken Garofalos, erkennt man einige Übereinstimmungen. Einige Gemälde des Künstlers befinden sich heute in der Galleria Borghese in Rom, darunter die Gemälde „Heilige Familie“ und „Madonna mit den Heiligen Petrus und Paulus“, die eine übereinstimmende Darstellung des Christuskindes aufweisen. Des Weiteren besitzt die Galerie das Gemälde „Madonna mit Michael und weiteren Heiligen“, das hinsichtlich des Erzengels dieselben feinen Gesichtszüge und goldfarbenen Haarlocken aufweist. Eine dem im Münchner Exemplar dargestellten Johannes ähnliche Figur findet sich ebenfalls in dem bereits erwähnten Werk „Madonna mit den Heiligen Petrus und Paulus“ (Moreno/Stefani 2000, S. 255/259/264).

Bulle beschreibt das Gemälde als “nach der Sorgfalt der Ausführung eines der besten dieses Saales” (Bulle 1906, S. 37). Des Weiteren weist er auf die Unstimmigkeiten zwischen der linken und rechten Bildhälfte des Gemäldes hin. Zu den Unterschieden zählt er einen anderen Blauton im Hintergrund, einen gröberen Baumschlag sowie voneinander abweichende Risse in der Malschicht. Da diese Sprünge jedoch bereits sehr tief sind, schließt er eine neuere Übermalung aus und verweist hingegen auf die Arbeit eines Schülers von Garofalo zum Zweck der Wiederherstellung - da ein mittiger Riss überliefert ist - oder der Vollendung (Bulle 1906, S. 37).

Jennifer Höhne

Kurztext

Das Gemälde “Madonna mit Michael und der heilige Johannes der Täufer” wurde von Benvenuto Tisi da Garofalo (1476-1559) in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Ferrara geschaffen. Durch die sorgfältige Ausarbeitung der Figuren wird der Einfluss des berühmten Zeitgenossen Raffael (1483-1520) deutlich. Unstimmigkeiten zwischen der linken und rechten Bildhälfte legen die Vermutung nahe, dass das Gemälde von einem Schüler Garofalos zum Zwecke der Vollendung oder Wiederherstellung bearbeitet wurde. Für letzteres spricht die Überlieferung eines Risses in der Mitte des Werkes, der heute übermalt ist.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: „Maria mit Heiligen. Maria mit Kind auf einer Marmorbank sitzend, links Michael, rechts Johannes Baptista stehend.“ (S. 23)

Bulle 1906: "Nr. 119 ist eine santa conversazione von dem Ferraresischen Meister Benvenuto Tisi da Garofalo, der Raffaels Einfluß an sich erfahren hat. Das Bild ist nach der Sorgfalt der Ausführung eines der besten dieses Saales; es ist auch interessant wegen gewisser schwer zu erklärender Ungleichmäßigkeiten in der Durchführung. Schlechtweg wundervoll ist der heilige Michael links, in seinem blauen Stahlpanzer mit den blitzenden Lichtern, mit welchem der grüne, durch Gold aufgehöhte Mantel kräftig schön zusammenklingt. Die Madonna in der Mitte wirkt weniger harmonisch und der Johannes rechts mit seinem rosafarbenen Mantel beinahe schwächlich. Nach einer Beobachtung Zuckers geht oben in der Mitte ein jetzt übermalter Riß durch das Bild; die rechte Bildhälfte weist Unterschiede gegenüber der linken auf: der Baumschlag ist gröber, das Blau der Ferne ist schwerer, die Sprünge in der Oelschicht sind etwas anders geartet. Der Gedanke an neuere Uebermalung scheint durch diese Sprünge ausgeschlossen. Also hat vielleicht ein Schüler das Werk des Meisters wiederhergestellt oder zu Ende geführt.“ (S. 37)

Reber 1913: Kein Eintrag.

Haack 1921/22: Kein Eintrag.