117 | Die heilige Familie

Bezeichnung/Titel
Die heilige Familie
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
117
Inventarnummer (BStGS)
5230
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906
Standort in der Orangerie
Herstellung
Künstler (Art des/kopiert nach)
Herstellungsdatum
nach 1517/1518
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
116 x 86 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 22
Kurztitel
Seite
S. 35
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Bei diesem Gemälde handelt es sich um eine der drei bekannten Kopien von Andrea del Sartos (1486-1530) Werk „Maria mit Kind, dem Johannesknaben und Engeln“, das um 1517/18 entstand und sich heute in der Wallace Collection in London befindet.

Die auf Ende 16. oder 17. Jahrhundert datierte, hochformatige Kopie zeigt die auf dem Boden sitzende Maria. Den Christusknaben hält sie mit ihrem linken Arm fest umschlossen, da dieser hinzufallen droht. Dieser wendet sich zum linken Bildrand, während er über die Schultern zum Betrachter blickt. Auch der am Boden sitzende, kindliche Johannes der Täufer blickt über die Schulter aus dem Bildfeld heraus. Von ihm sind lediglich der Rücken und das Gesicht zu sehen, da die restliche Gestalt hinter den Gewandfalten Marias, die erhöht zu sitzen scheint, verschwindet. Dahinter schmiegen sich zwei weitere Knaben aneinander, die zumeist als Engel gedeutet werden. Der Hintergrund wird zum Großteil von einem Felsen verdeckt. Auf der rechten Seite öffnet sich das Bildfeld und lässt den Betrachter auf eine verblaute Hügel- und Berglandschaft blicken. Auf die Figur des Heiligen Franziskus, der dort im Originalgemälde während seiner Verzückung durch den Viola spielenden Engel dargestellt wurde, wird in jeder der drei Kopien verzichtet.

Eine weitere Variante des Gemäldes – die jedoch auf Pappelholz (Karl 2017, S. 669) ausgeführt wurde – befindet sich ebenfalls in der Alten Pinakothek (Inv.-Nr.: 509). Mit Ausnahme der unterschiedlichen Farbgebung stimmen die beiden Münchner Exemplare in allen Details überein, weshalb vermutet wird, dass sie entweder unmittelbare Wiederholungen des Themas sind oder beide anhand der dritten und vermutlich zuerst entstandenen Kopie aus dem Museo Nazionale di Capodimonte in Neapel (um 1550) gefertigt wurden (Schumacher 2017, S. 669). Bei beiden Gemälden aus der bayerischen Staatsgemäldesammlung konnten keine Vorzeichnungen gefunden werden (Karl 2017, S. 670).

Die Kopien, die bereits wenige Jahrzehnte nach der Vollendung sowie möglicherweise noch Jahrhunderte später geschaffen wurden, zeigen die große Wertschätzung für das Werk durch Maler und Sammler. John Shearman verweist auf 24 Kopien dieser Darstellung, während John Ingamells 35 Kopien auflistet (Schumacher 2017, S. 620).

Jennifer Höhe

Kurztext

Das Gemälde “Maria mit den heiligen Kindern” ist eine Kopie nach dem Werk von Andrea del Sarto (1486-1530), das um 1517/18 entstand und sich heute in der Wallace Collection in London befindet. Sie wurde Ende des 16. oder 17. Jahrhunderts geschaffen. Insgesamt bis zu 35 Varianten des Gemäldes sollen in der Folgezeit – bereits wenige Jahrzehnte nach der Vollendung des Originalgemäldes sowie noch Jahrhunderte später – entstanden sein. Die Werkstatt des Künstlers wird die beliebte Bildfindung auf Vorrat produziert und zum Verkauf angeboten haben. Beide heute in München befindlichen Exemplare des Gemäldes weichen nur in wenigen Details vom Original ab und scheinen nach einer dritten Kopie (um 1550), die im Museo Nazionale di Capodimonte in Neapel ausgestellt wird, entstanden zu sein.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: "Kopie nach Andrea del Sarto [...]. Die heilige Familie. Maria sitzt bei dem Jesuskinde, dem heil. Johannes B. und zwei anderen Knaben." (S. 22)

Bulle 1906: "Dies Schönheitsgefühl ist in Andrea del Sarto zu vollem Durchbruch gelangt. Dieser Meister der Florentiner Hochrenaissance verbindet vornehme Größe und Schönheit der Zeichnung mit weichen warmen Farben. Die Madonna (Nr. 117) ist allerdings eine Kopie, die nur eine unvollkommene Vorstellung dieser Vorzüge gibt." (S. 35)

Reber 1913: Kein Eintrag.

Haack 1921/22: Kein Eintrag.