106 | Die reuige Magdalena

Bezeichnung/Titel
Die reuige Magdalena
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
106
Inventarnummer (BStGS)
946
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Kommentar
Lombardischer Künstler
Herstellungsdatum
um 1580
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
77 x 57,5 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 21
Kurztitel
Seite
S. 38-39
Kurztitel
Seite
S. 198
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die heilige Maria Magdalena wird halbfigurig im Profil dargestellt. Die Figur nimmt nahezu den gesamten Bildraum des hochformatigen Gemäldes ein. Ihr langes, gewelltes Haar reicht über die Schulter und den Rücken hinunter und verdeckt teilweise ihren Oberkörper. Die rechte Hand hält sie vor der entblößten linken Brust, während sie mit der anderen Hand das vor ihr aufgeschlagene Buch umfasst. Die einzige Bekleidung ist ein locker um den Körper gelegtes Tuch, das von der Schulter herabgesunken ist. Die Dargestellte wirkt andächtig versunken.

Maria Magdalena schließt sich den biblischen Erzählungen nach dem Gefolge Christi an, nachdem dieser sie von Dämonen befreit hat. Sie ist während der Kreuzigung und dem Tod Jesu anwesend und bezeugt als erste Person die Auferstehung Christi. Hier wird sie als reuige Sünderin bei der kontemplativen Lektüre mit offenen Haaren dargestellt.

Die Zuschreibung an einen Künstler steht bis heute aus. Man nimmt an, dass es sich um ein Werk eines lombardischen Meisters handelt, das um 1580 ausgeführt wurde. Bulle möchte Einflüsse von Leonardo da Vinci erkennen. Dies macht er an den weich modellierten Konturen in der Art des sfumato fest, sowie an den Farben, die von „sehr feinem Geschmack“ (Bulle 1906, S. 39) seien.

Jennifer Höhne

Kurztext

Das Gemälde wird einem lombardischen Künstler zugeordnet, der es wohl um 1580 schuf. Das Sfumato, wörtlich überstzt die “verrauchte”, also unscharfe Malweise, die besonders im Gesicht und dem nackten, von den langen, gewellten Haaren kaum verdeckten Körper der heiligen Maria Magdalena erkennbar wird, wurde ein Jahrhundert früher von Leonardo da Vinci (1452-1519) in die Malerei eingeführt. Das Gemälde zeigt das halbfigurige Portrait der Heiligen als reuige Sünderin, die vom halb zugeklappten Buch in ihrer Hand aufblickt und kontemplativ dem Gelesenen nachsinnt. Auch das Werk “Büßende Maria Magdalena” von Godfried Schalcken in der Filialgemäldesammlung (Nr. 77) widmet sich diesem sehr beliebten Bildthema und -typus.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: "Lombardischer Meister um 1580 […] Die reuige Magdalena. Sie legt die Rechte an die Brust und hält in der Linken ein offenes Buch. Halbfigur nach links." (S. 21)

Bulle 1906: "Das Bild Nr. 106, eine büßende Magdalena, Lombardisch um 1580, zeigt Lionardos Nachwirkung. Auch hier die vertriebenen Lichter auf der warm schimmernden Haut, allerdings nicht mehr ganz die klare, feste Form, die man bei Lionardo trotz alles geheimnisvollen Verschwimmendens immer herausfühlt. Von sehr feinem Geschmack sind hier die Farben: aus dem dunkel glühenden Rot des Gewandes und dem grünlichen Hintergrund hebt sich das warme Gelbweiß der Haut und das kastanienbraune Haar wundervoll heraus." (S. 38-39)

Reber 1913: „Ansprechender ist die Halbfigur der reuigen Magdalena, ebenfalls lombardisch um 1580 (von König Maximilian I. gekauft).“ (S. 198)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.