111 | Martyrium des heiligen Bartholomäus

Bezeichnung/Titel
Martyrium des heiligen Bartholomäus
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
111
Inventarnummer (BStGS)
4949
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
2. Hälfte 17. Jh.
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
100,5 x 111,3 cm
Inhalt/Motiv
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 21
Kurztitel
Seite
S. 41
Kurztitel
Seite
S. 199
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Dem aus Taverna in Kalabrien stammenden Künstler Mattia Preti (1613-1699) wird das Gemälde „Martyrium des heiligen Bartholomäus“ zugeschrieben. Während seiner Zeit in Rom orientierte er sich stark an der Malweise von Caravaggio (1571-1610) und dessen Nachfolgern (Gianfreda 2005, S. 62). Dies ist auch in diesem Werk zu sehen.

Die Darstellung im Querformat weist einen stark verdunkelten Hintergrund auf, der nur von wenigen Figuren belebt wird. Der titelgebende Heilige ist mit dem Rücken zum Betrachter dargestellt. Durch die Fesseln an beiden Handgelenken wird sein rechter Arm in die obere rechte Bildecke gezogen, während sein linker Arm am linken Bildrand festgemacht zu sein scheint. Damit spannt sich der Körper des Dargestellten in einer quälenden Streckung der Diagonale des Bildes folgend von links unten nach rechts oben. Schlaglichtartig wird das im Profil gezeigte Gesicht des heiligen Bartholomäus erleuchtet, das er dem Foltermeister, der ihm gegenübersteht, zuwendet. Dabei versucht er, so weit es ihm möglich ist, zurückzuweichen. Diese dramatische Steigerung wird durch die verkürzte Wiedergabe des Heiligen unterstützt, weshalb der Märtyrer fast aus dem Bild zu fallen scheint. In der linken oberen Ecke des Gemäldes sind zwei weitere Männer dargestellt, einer davon im Profil, der andere in Vorderansicht. Sie scheinen dem Martyrium beiwohnen zu wollen.

Der Heilige Bartholomäus wirkte laut der Legende in Armenien, wo er die besessene Tochter des Königs heilte, die Ungunst des königlichen Bruders auf sich zog und deswegen gehäutet und enthauptet wurde. Dargestellt wird hier die Szenerie vor der Häutung des Heiligen.

Zeit seines Lebens schuf Preti weitere Werke mit dem Martyrium des Heiligen Bartholomäus, die sich jedoch stellenweise stark von dem Münchner Exemplar und dem Malstil Caravaggios unterscheiden. Diese sind heute unter anderem im Nationalmuseum der Abruzzen, im Museum in Ptuj Ormož. und im Currier Museum of Art in Manchester zu sehen.

Jennifer Höhne

Kurztext

Der Maler Mattia Preti (1618-1699), der aufgrund seiner Herkunft aus dem süditalienischen Kalabrien auch „Il Cavalier Calabrese“ genannt wurde, schuf mit diesem Gemälde „Martyrium des heiligen Bartholomäus“ eine am Stil von Caravaggio (1571-1610) orientierte, dramatische Komposition. Gezeigt wird der schlaglichtartig beleuchtete, gefesselte heilige Bartholomäus, der angsterfüllt vor dem Foltermeister zurückweicht. Durch die verkürzte Wiedergabe wirkt es, als ob der Heilige jeden Moment aus dem Bild herausfallen könnte. Der Hintergrund ist stark verdunkelt und die wenigen Figuren bildfüllend dargestellt.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: „Das Martyrium des hl. Bartholomäus. Der entkleidete Heilige, dessen Rechte emporgebunden ist, erwartet zurückgeneigt das Martyrium. Links stehen zwei Henker mit Messern. Halbfiguren.“ (S. 21)

Bulle 1906: "Ihre [die Caravaggios und Riberas] malerische Grundstimmung ist ein Helldunkel, das sich nur aus den allerhärtesten Kontrasten zusammensetzt. Dadurch erhalten ihre Bilder etwas düsteres, fast unheimliches. Der Riberarschüler Fra Matteo Preti steht mit seinem Martyrium des heiligen Bartholomäus (Nr. 111) so sehr im Banne des Meisters, daß man das Bild im ersten Augenblick fast für einen echten Ribera nehmen könnte." (S. 41)

Reber 1913: „Oder Matteo Preti il Calabrese (1613 - 1699), der seinen Lehrmeister Lanfranco in seinem Martyrium des h. Bartholomäus durch seine süditalienischen Einflüsse übertrifft (aus der kurfürstlichen Galerie zu München).“ (S. 199)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.