096 | Heiliger Sebastian

Bezeichnung/Titel
Heiliger Sebastian
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
096
Inventarnummer (BStGS)
3738
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Kommentar
Schule des Jacopo Bassano zugeschrieben.
Herstellungsdatum
Ende 16. Jh. / Anfang 17. Jh.
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
90 x 65 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 19
Kurztitel
Seite
S. 198
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Im Online-Katalog der Alten Pinakothek findet sich das Gemälde mit der Zuschreibung an Jacopo Bassano da Ponte (1510/15-1592) wieder.

Die hochformatige Darstellung zeigt den Heiligen Sebastian vorderansichtig im Zentrum des Bildfeldes, der mit nach oben zurückgebogenem rechtem Arm an einen Baumstamm gefesselt wurde. Während sich der Dargestellte im Oberkörper nach hinten neigt, ist sein linkes Bein vorgestreckt, wodurch eine Dynamik innerhalb der Figur selbst entsteht. Der dargestellte Heilige ist nur mit einem Lendentuch bekleidet und wurde bereits durch zwei Pfeile verletzt, die in Brust und Oberschenkel stecken. Ein weiterer, jedoch abgebrochener Pfeil steckt in der Stirn des Gefesselten. In seiner Marter legt er den nimbierten Kopf in den Nacken und hebt seinen Blick zum Himmel. Während der Hintergrund auf der linken Seite durch ein dichtes Gebüsch verdeckt wird, öffnet sich das Bildfeld rechts und gibt den Blick auf eine Hügellandschaft frei, in der Figuren auf einem Weg zu sehen sind, darunter zwei Reiter und mindestens vier Personen zu Fuß.

Ob das vorliegende Werk tatsächlich Jacopo Bassano zugeordnet werden kann, bleibt unsicher. Reber bezeichnet es als aus der „Schule von Jacopo Bassano“ stammend (Reber 1913, S. 198), was Unterschiede innerhalb der Darstellung im Vergleich mit Werken von der Hand des Meisters selbst erklären könnte. Weiterhin erwähnt er die ehemalige Zuschreibung an den Münchner Hofmaler Christoph Schwarz (1548-1592) (Reber 1913, S. 198), der sich nachweislich mit der venezianischen Malerei um 1570 auseinandersetzte (Diefenthaler 2020, S. 325) und nach 1574 zu einem beliebten Künstler unter den Herzögen wurde und zahlreiche Gemälde mit Motiven der katholischen Konfessionalisierung ausführte (Diefenthaler 2020, S. 326). Direkte Belege, nach denen Schwarz für dieses Werk als Urheber in Betracht gezogen werden kann, existieren nicht.

Die neuartigen Kompositionen Bassanos machten seine Werkstatt in den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts sehr beliebt. Die große Auswahl an verschiedenen Bildthemen wurde zudem durch kleinere Veränderungen angepasst. In der Werkstatt waren nachweislich auch Bassanos Söhne tätig, die in neueren Forschungsprojekten zunehmend in den Fokus genommen werden, um genauere Händescheidungen und mögliche Neuzuschreibungen zu ermöglichen (KHM Wien). Dass diese oder andere Mitarbeiter einen Beitrag an der Darstellung des Heiligen Sebastians hatten, ist durchaus möglich und könnte in den folgenden Jahren durch Untersuchungen aufgrund der neuen Forschungsergebnisse geklärt werden.

Jennifer Höhne

Kurztext

Der Heilige Sebastian, der Überlieferung nach ein hochrangiger römischer Soldat, bekannte sich öffentlich zum Christentum und erlitt daher im Jahr 288 den Märtyrertod. In diesem Gemälde wird er an einen Baumstamm gefesselt gezeigt. Er ist bereits mit Pfeilen am Bein, an der Brust und an der Stirn getroffen und blickt flehend zum Himmel. Die Darstellung stammt vermutlich aus der Schule des venezianischen Malers Jacopo da Ponte (1510/15-1592). Besser bekannt ist dieser Künstler unter dem Namen Bassano, den er nach seinem Geburtsort in der Nähe von Venedig erhalten hat. Dieser hatte in den 1570er Jahren eine der erfolgreichsten Werkstätten auf dem venezianischen Festland, der terra ferma, und beschäftigte neben seinen Söhnen mehrere Mitarbeiter.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: „Der heil. Sebastian. Der Heilige steht an einen Baumstrunkt gebunden nach dem Martyrium, den Blick nach links aufwärts gerichtet.“ (S. 19)

Bulle 1906: Kein Eintrag.

Reber 1913: „Auch ein Bild aus der Schule des Jacopo Bassano, vormals dem Christoph Schwarz zugeschrieben, aus dem Schloß zu Freising, ist nicht ohne Verdienst. Es stellt den an einen Baumstrunk gebundenen pfeildurchbohrten Sebastian dar, der den Blick ausdrucksvoll nach oben richtet.“ (S. 198)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.