101 | Christus am Ölberg

Bezeichnung/Titel
Christus am Ölberg
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
101
Inventarnummer (BStGS)
480
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
Ende 16. Jh. / Anfang 17. Jh.
Material
Schiefer
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
45 x 31 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 20
Kurztitel
Seite
S. 40
Kurztitel
Seite
S. 199
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die Darstellung „Christus am Ölberg“ wurde etwa 1615 von Sisto Badalocchio (1585-1620?) geschaffen. Das Werk wurde auf Schiefer gemalt, was im späten 16. und 17. Jahrhundert ein beliebter Bildträger war (Syre 2007, S. 46). Die obere Hälfte des Bildfeldes weist einen Rundbogenabschluss auf.

Das hochformatige Gemälde wird horizontal durch eine leere Grasfläche in zwei Hälften geteilt. Im oberen Bereich kniet Christus in Vorderansicht. Er blickt über die rechte Schulter zum Engel in der linken oberen Bildecke, der die dunkle Wolken am Himmel aufbricht und mit der Linken auf das mitgeführte Kreuz zeigt, was nur angeschnitten zu sehen ist. Hinter dem Kreuz, dem Betrachter verborgen, ist der Ursprung der einzigen Lichtquelle, die die Szenerie erhellt. In der unteren Hälfte lagern drei Jünger in unterschiedlichen Posen, während ihre schlafenden Gesichter durch die einzige Lichtquelle der Engelserscheinung schlaglichtartig erhellt werden.

Gezeigt wird die biblische Szene des Gebetes Christi am Ölberg (Lukas 19,28-40). Nach dem Abendmahl ging Jesus mit seinen Jüngern in den Garten Gethsemane, um dort voller Angst aufgrund der bevorstehenden Passion zu Gott zu beten. Dabei ließ er die anderen Jünger zurück und nahm nur Petrus, Johannes und Jakobus den Älteren mit, die am unteren Bildrand zu sehen sind. Trost erfährt der Gottessohn durch die Erscheinung des Engels, die seit dem 12. Jahrhundert in Darstellungen dieses Themas zu finden ist (Riese 2007, S. 309). Im Anschluss an das Gebet erfolgt die Gefangennahme Christi, die im Gemälde jedoch nicht thematisiert wird.

Das dunkel gehaltene Gemälde, das nur durch den inhaltlich und visuell einzigen Lichtblick erleuchtet wird, stellt deutlich die Stimmung Christi in diesem Moment dar und regt den Betrachter zum Nachdenken und zur compassio an. Die nach seinem Lehrer Annibale Carracci plastisch herausgearbeiteten Figuren erhalten durch diese Hell-Dunkel-Malerei weitere Räumlichkeit (Syre 2007, S. 46). Unterstützt wird dies durch die Lage der schlafenden Jünger, deren Körper sich nach hinten in den Raum erstrecken.

Reber und Bulle schreiben das Werk im frühen 20. Jahrhundert noch Giovanni Lanfranco zu (Reber 1913, S. 199; Bulle 1906, S. 40). Tatsächlich übernahm Badalocchio nicht nur Bildkonzeptionen seines Lehrers Carracci, sondern auch Lanfrancos. Die Vorliebe Badalocchios, sehr dunkle Szenen zu malen, vorrangig nächtliche Stücke mit starken Licht-Schatten-Zonen, sprechen jedoch für die Zuschreibung an den Künstler (Tyll van Serooskerken 1992, S. 193).

Jennifer Höhne

Kurztext

Schlaglichtartig werden die schlafenden Jünger im Vordergrund des Werkes „Christus am Ölberg“ von Sisto Badalocchio (1585-1620?) erhellt. Das 1615 geschaffene Gemälde zeigt Christus im Gebet, der von einem Engel auf das Kreuz verwiesen wird. In der unteren Hälfte werden drei schlafende Jünger dargestellt. Die für den Künstler typische Hell-Dunkel-Malerei (Chiaroscuro) betont die Plastizität der dargestellten Figuren. Badalocchio, bekannt für seine Nachtstücke (vgl. auch Werke von Godfried Schalcken, Nr. 77 und 78), war ein Schüler des berühmten Barockmalers Annibale Carracci (1560-1609).

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: „Giovanni Lanfranco […] Christus am Ölberg. Vorne schlafend die drei Jünger. Links erscheint ein Engel mit dem Kreuz in einer Glorie.“ (S. 20)

Bulle 1906: "Einen ähnlichen, gebenüber den Bolognesen [Carracci, Reni] etwas idealisierten Stil hat Ciro Ferri [...]. Auch Maratta (Nr. 108) und Lanfranco (Nr. 101) gehören in diese Reihe." (S. 40)

Reber 1913: „Wenig besser scheint das freilich sehr dunkle Bild des Giovanni Lanfranco (1580 - 1647), Christus am Ölberg mit dem Engel und den drei schlafenden Jüngern (aus der Mannheimer Galerie).“ (S. 199)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.