121 | Bildnis der Gioconda

Bezeichnung/Titel
Bildnis der Gioconda
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
121
Inventarnummer (BStGS)
1340
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1922
Standort in der Orangerie
Herstellung
Künstler (Art des/kopiert nach)
Kommentar
Kopie nach Leonardo da Vinci.
Herstellungsdatum
17./18. Jh.
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
79,5 x 58,2 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 23
Kurztitel
Seite
S. 38
Kurztitel
Seite
S. 198
Kurztitel
Seite
S. 5
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die im 17. oder 18. Jahrhundert entstandene Münchner Kopie von „La Gioconda“ (1503/06) von Leonardo da Vinci zeigt eine junge Frau halbfigurig im Hochformat vor einer weitläufigen Landschaft. Sie stützt sich auf die Armlehne eines Stuhles ab und blickt rechts am Betrachter vorbei aus dem Bildfeld heraus.

Bereits bei Zeitgenossen erlangte das Werk von Leonardo da Vinci eine hohe Aufmerksamkeit und Bewunderung, die eine Vielzahl direkter Kopien und Varianten nach sich zog.

Die Version der Alten Pinakothek ist dem Original sehr ähnlich, dennoch sind Veränderungen bei der Übernahme zu finden. Zunächst wurden die Maße etwas vergrößert (Original: 77 x 53 cm, Münchner Kopie: 80,2 x 58,6 cm) und die Position der Porträtierten kaum merklich erhöht, wodurch der Stuhllehne und dem Sitzmotiv ein größerer Raum zugesprochen wird (Kranz 2017, S. 677-679). Es ergeben sich weitere, kleinere Unterschiede beim Schnitt des Kleides oder der zu regelmäßigen Wiedergabe der Schleierfalten. Der Hintergrund weicht deutlich von Leonardos „La Gioconda“ ab. Wie Röntgenaufnahmen zeigen, war zunächst vom unbekannten Künstler die leonardeske Landschaft übernommen worden, die jedoch in späteren Jahren einer sparsameren Kulisse wich. Zwar werden die beiden kahlen Berge im Hintergrund im Katalog der Alten Pinakothek zur Florentiner Malerei des 14. bis 16. Jahrhunderts von 2017 als die Kegelberge Hohentwiel und Hohenkrähen identifiziert, aber genaue Hinweise dazu gibt es nicht. Die Veränderung muss jedoch dem Inventar zu Folge vor dem Ankauf des Gemäldes 1792 durch Karl Theodor von der Pfalz vorgenommen worden sein, der das Werk von dem Mannheimer Kunsthändler Jèrôme Devigneux kaufte. Wer der vorherige Besitzer des Gemäldes war und weshalb die Veränderung veranlasst wurde, ist bisher nicht bekannt. Es werden jedoch hinter der Abänderung „lokalpatriotische“ Interessen vermutet (vgl. Kranz 2017b, S. 677-679).

Aktuell geht man bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen aufgrund der zahlreichen Übereinstimmungen von einem französischen oder italienischen Maler aus, der das Werk im Original gesehen und kopiert hat. Da das Werk jedoch bereits seit seiner Fertigstellung von zahlreichen Künstlern kopiert und in Druckgraphiken verbreitet wurde, lässt sich die genaue Herkunft der Münchner Kopie mit dem heutigen Kenntnisstand jedoch nicht zurückverfolgen (vgl. Kranz 2017b, S. 677-679).

Jennifer Höhne

Kurztext

„La Gioconda“, Leonardo da Vincis berühmte “Mona Lisa”, ist eines der bekanntesten Bildwerke der Kunstgeschichte, das schon seit der Fertigstellung über zahlreiche Kopien verbreitet wurde. Eine dem Original sehr ähnliche Kopie fand ihren Weg nach München und schließlich in die Erlanger Filialgemäldesammlung. Lediglich der nachträglich übermalte Hintergrund fällt heute deutlich als Abweichung auf und wurde wohl aufgrund von „lokalpatriotischen“ Interessen eines Auftraggebers noch vor den Ankauf durch Karl Theodor von der Pfalz 1792 von einem unbekannten Maler vorgenommen. Genauere Informationen über den Auftraggeber der Kopie sowie den ausführenden Künstler fehlen.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: „Bildnis der Gioconda. Kopie des im Louvre befindlichen Originals.“ (S. 23)

Bulle 1906: „Raffaels großer Zeitgenosse Lionardo da Vinci geht in der Malerei andere Wege. Nicht Zeichnung und Kontur ist die Hauptsache wie bei den Florentinern und Römern, auch nicht die Farbe wie bei den Venezianern, sondern Modellierung durch Licht und Schatten in unmerklichen Uebergängen. Bei der Mona Lisa, Gattin des Francesco del Giocondo, deren berühmtes Bild im Louvre wir in einer der zahlreichen alten Kopien besitzen (Nr. 121), ist nirgends ein scharfer Umriß: hell und dunkel geht ineinander über; über dem kühlen Weiß der Haut liegt ein magischer Schimmer, ein geheimnisvolles Spielen der Lichter, das von unsäglichem Zauber ist und den Ruhm dieses Bildes begründet hat. Das Eigentümliche der Persönlichkeit kommt hinzu. Lionardo, der Universalmensch, war ein so guter Psychologe, wie er Maler, Bildhauer, Dichter, Mathematiker und Hofmann war. In seiner Mona Lisa hat er einen Frauencharakter geschildert, wie er merkwürdiger und vieldeutiger kaum je von der bildenden Kunst erfaßt worden ist. Zuerst erscheint diese Frau lieblich, sympathisch, reizvoll. Aber der Blick ihrer Augen wird, je länger man sie anschaut, immer stechender, bohrender, kälter. So auch der Mund. Zuerst glaubt man, ihn liebenswürdig lächeln zu sehen, dann fühlt man einen scharfen Zug um die Winkel und endlich wird er spöttisch überlegen, fast höhnend. Man kann in seiner täglichen Umgebung das Bild dieser Frau nicht dauernd ertragen. Hinter allem Reiz lauert die Teufelinne!“ (S. 38)

Reber 1913: „Sehr hübsch ist die Kopie der Gioconda (Mona Lisa) im Louvre, auch interessant durch das im Vergleich zum Original des Lionardo da Vinci farbigere Inkarnat.“ (S. 198)

Haack 1921/22: „Raffael selber und Lionardo mit seiner Mona Lisa sind je durch eine Kopie vertreten.“ (S. 5)