099 | Maria mit dem Jesuskind

Bezeichnung/Titel
Maria mit dem Jesuskind
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
099
Inventarnummer (BStGS)
278
Aktueller Aufbewahrungsort
Staatsgalerie im Neuen Schloss, Schleißheim
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1649
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
90,2 x 75,5 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 20
Kurztitel
Seite
S. 40
Kurztitel
Seite
S. 199
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das Gemälde „Maria mit dem Kinde“ (90,2 x 75,5 cm) stellt Mutter und Sohn im Hochformat dar. Die Ecken des Werkes sind mit fingierten goldenen Rahmen gefüllt, wodurch das Bildfeld selbst sechseckig wird. Die Darstellung kann über eine rückseitige Signatur dem Florentiner Maler Carlo Dolci (1616-1686) zugeordnet und auf das Jahr 1649 datiert werden.

Maria wird als Halbfigur im Hochformat dargestellt. Sie wendet sich dem Christusknaben zu, der vor ihr stehend gezeigt wird. Während sie mit der rechten Hand das Kind stützt, scheint sie ihm mit der Linken Lilien zu überreichen. Das Kind selbst ist mit einem dünnen Tuch bekleidet und wendet sich, den Segensgestus andeutend, seiner Mutter zu. In der Linken trägt er eine Rose. Ein weißes Tuch mit grauem Muster und Spitzenrand breitet sich in weichen Falten, neben einem weiteren Blumenarrangement über die Balustrade aus. Mit realitätsnahen Einzelheiten, wie dem zarten Rosa der Wangen und der Wiedergabe der Blumenarrangements, wird die Plastizität der Darstellung verstärkt.

Das Werk verdeutlicht somit nicht nur den italienischen Stil, sondern weist auch auf den seit den Anfängen der Renaissance bestehenden Transfer zwischen dem Süden und den nordalpinen Ländern hin, der durchreisende Künstler und Druckgraphiken begünstigt wurde.

Eine weitere, kleinere Variante der Darstellung (79 x 67 cm) findet sich heute im Musée Fabre in Montpellier, das ebenfalls Dolci zugeschrieben und auf das Jahr 1642 datiert wird. Das Exemplar aus Montpellier weicht in mehreren Punkten vom Münchner Exemplar ab. Zunächst ist das Gemälde ellipsenförmig im Hochformat zugeschnitten. Darüber hinaus wurde auf den Nimbus der Figuren verzichtet sowie die Anzahl der dargestellten Blumen verringert. Im Gegensatz dazu wurde das Figurenpaar vergrößert und kühlere Farben gewählt. Des Weiteren zeigen sich Unterschiede bei den Händen der Jungfrau Maria, die im Londoner Exemplar weniger präsent und komplex dargestellt werden. Trotzdem ist das Verhältnis zwischen diesen beiden Gemälden deutlich erkennbar.

Eine Kopie der französischen Version findet sich heute in der National Gallery in London und wird dort als „nach Carlo Dolci“ bezeichnet. Hier stimmt neben den Figurendarstellungen auch das Blumenarrangement überein, doch auch hier weicht das Gemälde in kleineren Details ab.

Jennifer Höhne

Kurztext

Carlo Dolci (1616-1686) ist ein Florentiner Maler, der in seinem Werk „Maria mit dem Kinde“ aus dem Jahr 1649 italienische und flämische Elemente verbindet. Das Gemälde im Hochformat zeichnet sich durch eine hohe Detailgenauigkeit aus. Dolci gelingt es, das zarte Inkarnat der beiden Dargestellten und die beigegebenen Blumen sehr plastisch zu gestalten. Die Beziehung zwischen den beiden Figuren wirkt innig. Zentrales Verbindungselement ist eine Lilie, die von Mutter zu Sohn gereicht wird. Die Blume ist allgemein ein Symbol für die Keuschheit und Reinheit, wird aber auch als Attribut Christi in der bildenden Kunst eingesetzt. Darüber hinaus steckt zwischen den Lilien eine rote Nelke, was als Hinweis auf die Passion verstanden werden kann. Auch die anderen dargestellten Blumen tragen eine symbolische Bedeutung, beispielsweise stehen Chrysanthemen für das Leben, werden aber auch als Todesboten angesehen.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: „Carlo Dolce […] Maria mit dem Jesuskind. Maria hält Lilien, das stehende Kind Rosen. Rückseite: 1649. Carlo Dolce.“ (S. 20)

Bulle 1906: "Das bedeutendste Bild dieser Gruppe ist aber die Madonna des Florentiners Carlo Dolci(Nr. 99). Das Bild kam bei der Vermählung des Herzogs Johann Wilhelm von der Pfalz (1690 bis 1716) mit einer toskanischen Prinzessin, Maria Loisia de‘ Medici, nach Düsseldorf. Es ist ein Werk von höchster Sorgalt der Ausführung, in dem die sonstige Glätte und Gefühlseligkeit des Meisters gar nicht so stark hervortritt. Die Blumen sind mit einer ganz besonderen Sorgfalt behandelt, man könnte sie als Stillleben für sich genießen. Nur schade, daß sie etwas unvermittelt wirken und in den Farben nicht ganz zu den wärmeren Tönen des übrigen stimmen wollen. Es ist bemerkenswert, daß auch in diesem Zeitalter bei dem Florentiner das Farbengefühl nicht auf der Höhe der übrigen Entwicklung steht. Von wirklicher Schönheit ist der Kopf der Madonna." (S. 40)

Reber 1913: „Oder der Florentiner Carlo Dolce (1616 - 1686), ein Schüler des Jac. Vignale, in einem rückseits bezeichneten und mit 1640 datierten Bilde der Maria mit dem stehenden Jesuskind, das Rosen hält, wie Maria Lilien, einem zart duftigen Bilde aus der Düsseldorfer Galerie […].“ (S. 199)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.