107 | Maria mit den heiligen Kindern

Bezeichnung/Titel
Maria mit den heiligen Kindern
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
107
Inventarnummer (BStGS)
479
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
Ende 15. Jh./Anfang 16. Jh.
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
42 x 35,4 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 21
Kurztitel
Seite
S. 39
Kurztitel
Seite
S. 198
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das Gemälde „Maria mit dem Kinde und Johannesknaben“ wird dem Künstler Bernardino Luini (1482-1532) zugeschrieben.

In einer weitläufigen Landschaft lagert die zentrale Figurengruppe, die von einem kleinen bewaldeten Hügel hinterfangen wird. Im linken Bildfeld wandelt sich der von der Erhöhung herabfließende Fluss in einen Wasserfall, der seitlich neben einer Brücke hinabstürzt. Auf dieser ist ein Reiter zu sehen, der von zwei Personen flankiert wird. Im Vordergrund ist Maria mit Jesus und Johannes dem Täufer zu sehen. Maria kniet und hält mit ihrer Linken den auf ihrem angewinkelten Knie sitzenden Jesusknaben fest. Dieser reicht dem zur Rechten Marias knienden Johannesknaben eine Blume. Der Johannesknabe ist mit der üblichen Gewandung aus Fell und dem Kreuzstab dargestellt.

Bernardino Luini war hauptsächlich in Mailand tätig, wo er unter dem Einfluss der Malerei von Leonardo da Vinci (1452-1519) stand. Eine Tätigkeit in der Werkstatt des Meisters konnte bisher nicht festgestellt werden. Nachweisbar ist seine Lehre beim Mailänder Maler Stefano Scotto (vor 1450-nach 1508) (Quattrini 2015, S. 489).

Diesem Gemälde sehr ähnliche Arbeiten finden sich im Fogg Museum of Art, heute Harvard Art Museum in Cambridge (1520-1525, 85,4 x 63,2 cm) und der National Gallery (Ende 1510er, 88,3 x 66 cm) in London. Zunächst fällt deutlich auf, dass das Münchner Exemplar im Vergleich mit diesen beiden Werken stark verkleinert ist (42 x 35,4 cm).

Das Londoner Exemplar zeigt eine dem Johannesknaben in der Münchner Version sehr ähnliche Figur. Beide knien – jedoch senkrecht gespiegelt – neben der Muttergottes. Während der Johannesknabe in München die Hand nach der dargebotenen Blume ausstreckt, hat dieser in der National Gallery die Hände zum Gebet gefaltet. Die Haltung der Gottesmutter ist nahezu identisch. Nur die Gestaltung des Gewandes unterscheidet sich. Außerdem blickt sie, im Gegensatz zur Figur in München, den Betrachter direkt an. Des Weiteren steht das Christuskind im Londoner Exemplar neben seiner Mutter, während es in der Münchner Version auf dem Schoß zu finden ist.

Das Gesicht der Gottesmutter scheint eher an dem Gemälde des Harvard Art Museum angelehnt zu sein, das dieselben niedergeschlagenen Augen und den verlängerten Nasenrücken aufweist. Die Haltung der beiden Knaben stimmt wiederum mit dem Londoner Exemplar überein.

Jennifer Höhne

Kurztext

Das Gemälde “Maria mit dem Kinde und Johannesknaben” wird dem Künstler Bernardino Luini (1482-1532) zugeschrieben. Zwei weitere, diesem sehr ähnliche Werke desselben Malers finden sich heute in der National Gallery in London und dem Harvard Art Museum in Cambridge. Die Muttergottes wird mit dem Christuskind und dem Johannesknaben in einer weiten Landschaft dargestellt. In der zarten Gestaltung der Figuren und der klaren Komposition wird der Einfluss Raffaels ebenso wie der Mailänder Kunst deutlich. Luini gilt als der Kunst des Leonardo da Vinci sehr eng verbunden und führte dessen Neuerungen in der Malerei des 16. Jahrhundert fort.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: "Bernardino Luini [...] Maria mit den heil. Kindern. Sie umfasst mit der Linken das auf ihrem Knie sitzende Jesuskind, mit der Rechten den Johannesknaben,der letzterem knieend eine Narzisse reicht. [...] Kopie?" (S. 21)

Bulle 1906: "Auch Luini steht Lionardo nahe. Seine Madonna (Nr. 107) ist durch die feine Gruppierung der Personen sympathisch." (S. 39)

Reber 1913: „Dem Bernardino Luini (1475 bis nach 1533) zugeschrieben und möglicherweise eine Kopie nach diesem, aber späterer Entstehung, ist die Darstellung Mariens mit den zwei Kindern, von welchen Johannes dem auf dem Knie der Mutter sitzenden Christuskinde eine Narzisse reicht (aus der kurf. Galerie München).“ (S. 198)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.