103 | Meeresbucht

Bezeichnung/Titel
Meeresbucht
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
103
Inventarnummer (BStGS)
5118
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1. Hälfte 18. Jh.
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
96,3 x 131,5 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 20
Kurztitel
Seite
S. 41
Kurztitel
Seite
S. 199
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Der als „der wichtigste römische Landschaftsmaler der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ (Roethlisberger 1983, S. 166) beschriebene Künstler Andrea Locatelli (1695-1741) ist in der Erlanger Sammlung gleich mit drei Landschaftsdarstellungen vertreten gewesen. Der Maler lernte zunächst bei seinem Vater Giovanni Francesco und ab etwa 1707 bei dem Marinemaler “Monsù Alto”, dessen Identität bis heute ungeklärt ist. Durch die Vermittlung seines Meisters gehörte Locatelli “zu den erfolgreichsten Landschaftsmalern seiner Zeit” (Partsch 2015, S. 117). Zeit seines Lebens war er für den römischen Adel und den hohen Klerus tätig. Sein Oeuvre umfasst etwa 300 Gemälde, zumeist dekorative Phantasielandschaften, Ruinen- und Architekturansichten (Michel 1996, S. 525). In den 1720er Jahren wird er für seine Ideallandschaften bekannt, in denen ihm die Verbindung zwischen “besonderer Lichtführung und harmonischer Einfügung von Staffagefiguren” (Partsch 2015, S. 118) gelingt.

Im querformatigen Gemälde „Meeresbucht“ stellt Locatelli am unteren Bildrand eine Küste dar. Auf einem Kai neben einer schmalen Fahrrinne, befinden sich mehrere Menschen, die verschiedenen Tätigkeiten nachgehen. An der Mündung der Einfahrt ist ein kleines Fischerboot zu sehen, während ein großes Schiff mit zwei Masten und gerafften Segeln davor vor Anker liegt. Am rechten Bildrand erhebt sich eine sanft geschwungene Küstenlandschaft mit vereinzelten Bäumen, die von einer Ruine bekrönt wird. Der Himmel ist stimmungsvoll eingefärbt. Dabei bleibt es ungewiss, ob es sich um einen Tagesanbruch oder eine Abenddämmerung handelt.

Seine beiden anderen Gemälde in der Filialgemäldegalerie, “Landschaft an der italienischen Küste” und “Landschaft mit Burgruine”, spielen ebenfalls an Gewässern. Deutlich bringen sie Locatellis Leidenschaft für das Meer und den Einfluss des Malers Salvator Rosa (1615-1673) zum Ausdruck.

Jennifer Höhne

Kurztext

Der römische Maler Andrea Locatelli (1695-1741) ist gleich mit drei Arbeiten vertreten. Neben dieser schuf er noch “Landschaft an der italienischen Küste” (Nr. 104) und “Landschaft mit Burgruine” (Nr. 105). Der für seine Landschaftsdarstellungen bekannte Künstler war Zeit seines Lebens für den Adel und den Klerus tätig. Die „Meeresbucht“ zeigt ein Schiff vor Anker, verschiedene Personen auf der Anlegestelle und ein kleines Fischerboot. Währenddessen zeichnet sich vor dem stimmungsvoll verfärbten Himmel auf der rechten Hügelkette eine Ruine ab. Der Künstler zeigt mit seinen Werken in der Filialgemäldegalerie seine breite Palette an Motiven aus der Campagna, dem römischen Umland, die er mit verschiedenen Figurengruppen anzureichern wusste.

Jennifer Höhne

Anmerkung

Reber 1906: „Meeresbucht. Rechts auf einer Höhe Ruinen, links ankert ein Dreimaster. Vorn links Volk und Waren.“ (S. 20)

Bulle 1906: "Wir beschließen den Rundgang mit einem Blick auf die Landschaften des Römers Andrea Locatelli, (Nr. 103, [104,] 105), der schon ganz der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angehört. Es ist die italienische Landschaft, so wie sie die großen Franzosen des 17. Jahrhunderts, Claude Lorrain und Poussin, gesehen hatten: weiträumig, ideal, mit antiken Ruinen ins Heroische gesteigert. Es ist ein bemerkenswerter Zug, daß das Verständnis für die Landschaft als für einen selbständigen künstlerrischen Faktor den Italienern von jenseits der Alpen, von Deutschen (Elsheimer) und Franzosen, gebracht worden ist." (S. 41)

Reber 1913: „Dem 18. Jahrhundert gehört endlich ein Landschaftsmaler an, Andrea Locatelli (1695 - 1741), Schüler des P. Anesi, dessen anmutigen Küstenbilder, von welchen die Sammlung zwei echte und eine für seine sonnige Art zu dunkle Nachahmung (sämtlich aus Zweibrücken stammend) darbietet, im Lauf des Säkulums zur Vedute und namentlich zu der rentablen Ruinenvedute führte, welche ihrerseits im 19. Jahrhundert in der Photographie ersticken sollte.“ (S. 199)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.