033 | Landeplatz

Bezeichnung/Titel
Landeplatz
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
033
Inventarnummer (BStGS)
ex 2878
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Künstler (Art des/kopiert nach)
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
22,5 x 31,5 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 8
Kurztitel
Seite
S. 14-15
Kurztitel
Seite
S. 193
Kurztitel
Seite
S. 8
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen München
Wissenschaftliche Diskussion

Die querformatige Landschaftsdarstellung zeigt einen Fluss, der sich in der linken Bildhälfte am Horizont verliert. Im Vordergrund macht das fließende Gewässer einen weiten Bogen auf die rechte Bildhälfte, wo es von einer Reihe an dicht aneinander gedrängten Booten zum An- bzw. Ablegen genutzt wird. Auch am Ufer findet ein geschäftiges Treiben durch Bauern und Pferde statt, die ihren alltäglichen Beschäftigungen – besonders dem Transport der Ware – nachgehen. Auf dem ansteigenden Hügel des Mittelgrundes sind einige Häuser eines kleinen, von Waldstücken flankierten Dorfes zu sehen sowie ein verblasster Kirchturm im weit entfernten Hintergrund, der womöglich auf eine weitere Ortschaft verweist. Das Gemälde ist rechts unten mit einer Signatur von Jan Brueghel d. Ä. (1568-1625) bezeichnet. Es scheint sich jedoch viel mehr um eine Kopie des großen Flamen zu handeln, da im Indianapolis Museum of Art eine erstaunlich ähnliche Darstellung aus dem Jahr 1612 ausgestellt ist: Dort als „River Landscape“ (Inv.-Nr. 2000.343) bezeichnet (zu diesem Werk vgl. Ertz/Nitze-Ertz 1997, S. 224). In einigen Details bis ins Kleinste übereinstimmend bestehen dennoch einige Unterschiede zwischen den beiden Darstellungen. Besonders auffällig sind die Bauern und Pferde am rechten Uferrand: Während die Menschenschar vor den Häusern beinahe detailgetreu übernommen wurde, sind in der Kopie rechts des Anlegeplatzes eine Reihe von zusätzlichen Personen und Tieren mit Wagen eingefügt, die auf dem Original in Indianapolis völlig fehlen. Die Zweifel an Brueghels Urheberschaft bei der Erlanger Version (vgl. u.a. Haack 1921/22, S. 8) sind wohl einer der Gründe gewesen, weshalb die Darstellung im Jahr 1936 in den Kunsthandel abgegeben wurde. Aufgrund dessen ist aktuell auch keine bessere Abbildung ausfindig zu machen. Für den eigentlichen Eindruck der Farbigkeit kann das Original herangezogen werden. Ebenso kann es für die Datierung als Terminus post quem dienen.

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Darstellungen mit ähnlicher Motivik von Brueghel, die in der Zeit wohl großen Anklang fanden. Beispielsweise wird in der Alten Pinakothek in München noch eine sehr ähnliche Darstellung von Brueghel aus dem Jahr 1615 ausgestellt: Der sog. „Landungsplatz“ (Inv.-Nr. 4891), der ebenso auf Kupfer gemalt wurde. In der gleichartig aufgebauten Komposition – Fluss in der linken Bildhälfte, entfernte Häuser rechts samt Kirchturm im Hintergrund – kann auch hier das alltägliche Treiben an einem Landeplatz beobachtet werden.

Katharina Hefele

Kurztext

Die querformatige Landschaftsdarstellung zeigt das geschäftige Treiben von Bauern und Pferden am Anlegeplatz eines Flusses. Die Echtheit der Signatur „J. Brueghel“ (d. Ä.) in der rechten unteren Ecke wurde stark angezweifelt und das Gemälde im Jahr 1936 in den Kunsthandel abgegeben. Es handelt sich wohl um eine Kopie nach dem sog. „River Landscape“ (1612, Inv.-Nr. 2000.343) im Indianapolis Museum of Art, das für den frühesten Entstehungszeitpunkt und einen Eindruck der Farbigkeit herangezogen werden kann. Obwohl einiges sehr detailgetreu übernommen wurde, fällt besonders die eingefügte Menschenschar rechts des Landeplatzes auf. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Darstellungen mit ähnlicher Motivik von Brueghel, die in der Zeit wohl großen Anklang fanden – vgl. u.a. den „Landungsplatz“ (Inv.-Nr. 4891) in der Alten Pinakothek in München.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Der Landeplatz. Vor einem Dorfe an einem Kanal sind zahlreiche Bote gelandet. Vorne rechts Landleute, die zu Fuss und zu Wagen auf den Markt ziehen. Bezeichnet rechts unten: J. Brueghel. (Echtheit zweifelhaft).“ (S. 8)

Bulle 1906: „Jan Brueghel d. Ae. […] ist mit einer zweiten kleineren Landschaft […] vertreten, deren Signatur zwar nicht ganz gesichert ist, die aber seine typische Malweise aufs deutlichste erkenne läßt: Ein Fluß, in der Längsrichtung sich bis in weiteste Ferne verlierend, vorne Schiffe, Landeplatz, Marktbauern; im Mittelgrund rechts Häuser, hinter dem Wald ein Kirchturm. Das schon genannte Landschaftsrezept ist hier mit fast kindlicher Deutlichkeit angewendet. Vorne ist alles braun, an den Bauerngewändern einiges grelle Rot. Der Mittelgrund ist grün; an den Hausdächern kehrt das Zeigelrot wieder, aber auf die Hälfte der Intensität herabgesetzt. Dann beginnt die Ferne zu ‚blauen‘; sie ‚blaut‘ je weiter hinten desto mehr, so daß man wirklich den Fluß kilomenterweit hinaufzublicken glaubt. Diese Dreifarbenskala ist praktisch und deutlich […] Aber etwas grob ist diese Vereinfachung der natürlichen Farbwerte doch; sie paßt ganz gut zu dem auf starkte Effekte gerichteten Geschmack der Vlamen. Die feiner und intimer beobachtenden Holländer sehen ganz ander Reize in ihrern Flüssen und Ebenen. Das Brueghelsche Bild ist übrigens eine letzte und späte, dazu ziemlich grobe Anwendung des Dreifarbenrezepts, das in der altniederländischen und altdeutschen Malerei das herrschende war.“  (S.14/15)

Reber 1913: „Ein drittes ebendaher stammendes, eine Lände darstellendes Bild ist trotz der Bezeichnung ohne Jahr für den Meister zu gering.“  (S. 193)

Haack 1921/22: „Die auf hell und bläulich grünen, charakteristisch vlämischen Ton gestimmten Landschaften wie namentlich die in mannigfaltig buntem Farbenschmelz erglänzenden Blumen hat den Balenschen Bildern Jan Brueghel der Ältere, der sogenannte Sammetbrueghel hinzugefügt, von dem die Erlanger Galerie auch ein kleines, sehr feins Bildchen auf Kupfer besitzt, das eine allerliebste Landschaft, eine Bootslände an einem Kanal vor einem Dorfe darstellt. Eine winzige Staffage von Bauern, Pferden, Wagen, Booten, Enten in buntfarbigem Gewimmel belebt das Bildchen, das ‚J. Brueghel‘ bezeichnet ist. Die Echtheit dieser Bezeichnung wird freilich bezweifelt, was aber der Qualität der Arbeit keinen Abbruch tut.“  (S. 8)

1936 in den Kunsthandel abgegeben.