044 | Spielende Gassenjungen (Stockschlagen)

Bezeichnung/Titel
Spielende Gassenjungen (Stockschlagen)
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
044
Inventarnummer (BStGS)
1272
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1640
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
48,5 x 38,1 cm
Inschrift
links unten Monogramm „D.R.“
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 9
Kurztitel
Seite
S. 19
Kurztitel
Seite
S. 194
Kurztitel
Seite
S. 8
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die hochformatige Darstellung „Spielende Gassenjungen“ aus dem Jahr 1640 zeigt eine Gruppe von fünf Kindern, die vor einer Laube Schinkenklopfen spielen. Hierbei handelt es sich um ein altes Spiel, bei dem sich eines der Kinder, dem die Augen verdeckt werden, bückt und anschließend erraten soll, wer ihm mit der Hand auf das Gesäß geschlagen hat („Schinkenklopfen“, laut dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/Schinkenklopfen, abgerufen am 02.04.2020). So hat hier eines der Kinder seinen Kopf auf den Schoß des links auf einer Bank sitzenden Jungen gelegt, welcher ihm zugleich auch die Ohren zuhält. Ein weiterer sitzt rittlings auf dem Rücken des Ratenden, während ein im Hintergrund dargestellter Junge im Begriff ist, mit der flachen Hand auszuholen. Am rechten Bildrand hat das Geschehen die Aufmerksamkeit von zwei jüngeren Kindern im Hintergrund auf sich gezogen, welche die Szene neugierig beobachten.

Durch das links unten befindliche Monogramm „D.R.“ wird das Gemälde dem in Antwerpen geborenen Künstler David Ryckaert III. (1612-1661) zugeschrieben, der vorrangig für Genrebilder und Stillleben bekannt war (Van Haute 2018, S. 216). Wie der Großteil der Erlanger Gemälde befindet sich auch diese Darstellung heute in der Alten Pinakothek in München (Inv.-Nr. 1849).

Gerade die Genremalerei, die ihren Ursprung in den Niederlanden hat, durfte in der Flämischen Schule der Lehrsammlung nicht fehlen. Neben dem Bauerngenre“ (Nr. 47) von David Teniers d. J. (1610-1690) – von dessen Oeuvre sich David Ryckaert III. inspirieren ließ (Van Haute 2018, S. 216 bzw. Haack 1921/22, S. 8) – sind die spielenden Gassenjungen die einzige Darstellung, welche eben diese Gattung in der Filialgemäldegalerie vertrat.

Katharina Hefele

Kurztext

Das Gemälde mit dem Titel „Spielenden Gassenjungen“ zeigt eine Gruppe von Kindern, die in das Spiel Schinkenklopfen vertieft sind. Bei diesem Werk von David Ryckaert (1612-1661) handelt es sich um ein typisches Beispiel der niederländischen Genremalerei, das in der Flämischen Schule der Erlanger Sammlung nicht fehlen durfte. Neben dem „Bauerngenre“ (Nr. 47) von David Teniers d. J. (1610-1690) ist dies die einzige Darstellung, welche eben diese Gattung in der Filialgemäldegalerie vertrat.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Spielende Gassenjungen (Stockschlagen). Ein Junge sitzt rittlings auf einem zweiten, dem ein sitzender Mann die Augen mit den Händen verdeckt. Bezeichnet links unten: D. R. 1640.“ (S. 9)

Bulle 1906: „Damit endlich auch die Realisten unter den Vlamen nicht ganz fehlen, sei des jüngsten der drei Rykaerts (Nr. 44) gedacht, eines Konkurrenten der Brouwer und Teniers, der mit seinen spielenden Gassenjungen ganz gut vertreten ist.“ (S. 19)

Reber 1913: „Gesicherter ist das mit D. R. 1640 signierte Gassenbubengenre des David Ryckaert (1612 - 1661), die Darstellung eines sitzenden Mannes, der einem knienden Jungen, auf welchem rittlings ein Kamerad hockt, die Augen verdeckt, verrät noch den Einfluß der Brouwer und Teniers (wie das vorstehende Bild aus der Zweibrückener Galerie, phot. von Bruckmann).“  (S.194)

Haack 1921/22: „Die vlämische Schule wird vervollständigt durch zwei kleine Genrebilder, das eine aus dem Kreise Teniers d. Ä, das andere von David Ryckaert III. dem Jüngsten, einem Nachahmer der Teniers und Brouwer (...)“ (S. 8)