040 | Stilleben

Bezeichnung/Titel
Stilleben
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
040
Inventarnummer (BStGS)
2998
Aktueller Aufbewahrungsort
Staatsgalerie im Neuen Schloss, Bayreuth
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1765
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
30,1 x 38 cm
Inschrift
Petrus Horemans 1765
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 9
Kurztitel
Seite
S. 19
Kurztitel
Seite
S. 194
Kurztitel
Seite
S. 8
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Auf einem hölzernen Küchenschrank mit marmorierter Tischplatte liegt ein – das Arrangement diagonal durchbrechendes – weißes Lamm zwischen allerlei Küchenutensilien und Nahrungsmitteln. Neben der betonten Diagonale wird auch die Mitte hervorgehoben: Im Vordergrund steht eine kleine in blau-weißer Fayence gefertigte Schüssel, die durch einen Silberteller mit einem Butterlaib abgedeckt wird, während im Hintergrund ein Korb mit einem weißen, locker über den Henkel geworfenen Tuch und Weinflasche zu sehen ist. Der Henkel bildet dabei den kompositionellen Abschluss eines Dreiecks, das nach rechts über ein hölzernes Butterfass ausläuft und links in einem Lauch und einer Zwiebel endet, die vor den überkreuzten Beinen des toten Jungtieres liegen (vgl. Dekiert/Siefert 2007, S. 258). Neben der dekorativen, luxuriösen oder exotischen Aussagekraft der niederländischen Stillleben ist hier besonders die symbolische Bedeutung greifbar: Durch das Zusammenspiel der in der Mittellinie angeordneten Elemente des Brotes auf Patenen-ähnlicher Schale, des Lamms und des Weines verweist die Darstellung eindeutig auf eine christliche Symbolik. Die dahinterliegende Bedeutung vieler dieser Werke ist eines der Gründe, weshalb sich dieses Genre so großer Beliebtheit erfreute.

Das „Petrus Horemans 1765“, das unter der geöffneten Schublade des Vorratsschranks zu lesen ist, verweist auf den Antwerpener Künstler Peter Jacob Horemans (1700-1776), der vorrangig in München tätig war (Hohenzollern 1974, S. 6 u. 44, Nr. 108). Es handelt sich hierbei um eines der sechs Stillleben des Malers, die in den Jahren 1764/65 geschaffen wurden und die sich einst in der königlichen Galerie Erlangens befanden (Nr. 35-40). In der dortigen Hängung diente es als Gegenstück zum sog. Stilleben mit totem Hasen“ (Nr. 37). Horemans fertigte viele Stillleben als Pendants – wie beispielsweise die beiden Früchtestilleben mit weiblicher Figur verdeutlichen (Nr. 35 und 36) –, diese beiden waren jedoch wohl nicht explizit als Gegenstücke gedacht. Sie sind dennoch als Teil einer größeren Serie zu betrachten, die allesamt das gleiche Format und eine vergleichbare Komposition aufweisen. Derartige Reihen wurden vor allem für adelige Speisesäle und Galerien produziert (Wied 2002, S. 166).

Katharina Hefele

Kurztext

Auf einem hölzernen Küchenschrank mit marmorierter Arbeitsplatte liegt ein diagonal in der Bildmitte drapiertes Lamm zwischen diversen Nahrungsmitteln und Küchenutensilien. Die symbolische Bedeutung offenbart sich dabei in dem Zusammenspiel von Lamm, Brot und Wein und verweist eindeutig auf eine christliche Konnotation. Neben den fünf weiteren Ölgemälden des Künstlers Peter Jacob Horemans (1700-1776), die sich einst in Erlangen befanden (Nr. 35-39), repräsentierte es in der Filialgemäldegalerie das Genre der (Küchen-)Stillleben. Ursprünglich waren derartige, in Reihe gefertigte Stücke in den Speisesälen und Galerien des Adels und der wohlhabender Bürgerschaft zu finden, heute ist ein großer Teil des Horemans- Oeuvres im Neuen Schloss in Bayreuth ausgestellt.

Katharina Hefele

Anmerkung

Gegenstück zu Kat.Nr. 39; signiert und datiert unten rechts.

Reber 1906: „Stilleben. Auf einem Küchenschrank liegt unter verschiedenem Gerät ein totes Lamm, Butter, Zitrone, Knoblauch und Brot. Bezeichnet rechts unten wie vorstehend.“ (S. 9)

Bulle 1906: Bezeichnet wie 43, 31, 46, 36-40
„Was von den Vlamen in der Sammlung noch übrig bleibt, ist matt. Ein leidliches Porträt aus Rubens Schule (Nr. 43); ein paar schwächlich italianisierende Meister (Nr. 31 Paul Bril, Nr. 46 Sprangher); ein lederner kurfürstlich bayerischer Hofmaler Horemans mit sechs trockenen Stilleben (Nr. 35 - 40).“  (S. 19)

Reber 1913: „Selbst die verhältnismäßig späte Gruppe von sechs bezeichneten und mit 1764 datierten Stücke des allzu fruchtbaren antwerpischen Hofmalers des Kurf. Max III. von Bayern, Pieter Jacob Horemans (gest. 1776), erscheinen wenigstens in den vier Küchenstilleben gut, in den weiblichen Genrefiguren dagegen allzu fabrikmäßig.“ (S. 194)

Haack 1921/22: „Diese ganze Schule läuft schließlich aus in die Stillebenmalerei des Pieter Jacob Horemans, der erst um 1700 in Antwerpen geboren wurde und 1776 als Hofmaler des Kurfürsten Max III. von Bayern gestorben ist."  (S. 8)