035 | Früchtestilleben mit weiblicher Figur

Bezeichnung/Titel
Früchtestilleben mit weiblicher Figur
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
035
Inventarnummer (BStGS)
2946
Aktueller Aufbewahrungsort
Staatsgalerie im Neuen Schloss, Bayreuth
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1764
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
38,7 x 51,1 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 8
Kurztitel
Seite
S. 19
Kurztitel
Seite
S. 194
Kurztitel
Seite
S. 8
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das Genre der Stillleben entstand aus der niederländischen Malerei des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert an dieser Gattung ist besonders, dass hierbei die illusionistische Gestaltungsweise mit höchster Mimesis und Täuschung am deutlichsten zur Geltung kam. Hinzu kommt die symbolische Aufladung der wohl arrangierten Gegenstände, die oftmals eine naturphilosophische, religiöse, moralische oder erotische Bedeutung vermitteln (Schneider 1989, S. 7, 10-18). Im 18. Jahrhundert dagegen „[erlahmt] die Symbolkraft der Naturerscheinungen [und d]as Stillleben wird zur Dekoration“ (Wied 2002, S. 166). Die oftmals in Serie bestellten Markt- und Küchenstillleben dienten der Repräsentation in den adeligen Galerien oder Speiseräumen (Ebd.).

In der breitformatigen Darstellung der Erlanger Galerie sitzt eine Dame am rechten Kopfende einer reich mit Früchten gedeckten Tafel – im Begriff, eine Weinflasche mit dem Korken zu verschließen, nachdem sie sich ein volles Glas davon eingeschenkt hat. Sie trägt eine weiße Spitzenhaube sowie ein blaues négligé du matin (Hauskleid/Morgenjacke) (Dekiert/Siefert 2007) und blickt den Betrachter direkt an. Die vor ihr aufgebauten Früchte – viele Trauben und Pfirsiche, eine aufgeschnittene Melone und Granatapfel – sind überwiegend exotischer Art. Ebenso die links am Bildrand liegenden Artischockenpflanzen. Zur exklusiven Wirkung der Tafel trägt zudem die goldene, in der Mittelachse aufgestellte Kanne sowie eine ebenfalls goldene, punzierte Wanne auf einem Beistelltisch am rechten unteren Bildrand bei. Die aufgeschnittenen runden Früchte, die gespaltene Melone oder die Artischocken, welchen eine aphrodisische Wirkung nachgesagt wird, verleihen der Komposition im Zusammenspiel mit der Wein trinkenden Dame eine erotische Komponente. Laut Datierung und Signatur, die sich im linken unteren Eck der Darstellung befinden, wurde das Gemälde von Peter Jacob Horemans (1700-1776) im Jahr 1764 geschaffen. Der in Antwerpen geborene Maler Horemans verließ seine Geburtsstadt bereits im Jahr 1724 und zog nach München. Dort wurde er bald mit kurfürstlichen Aufträgen bedacht und schließlich zum kurbayerischen Hofmaler ernannt. Konkurrenzlos fertigte er dort vornehmlich Gesellschaftsstücke oder Stillleben (Hohenzollern 1974, S. 6-8).

Die beschriebene Darstellung bildete das Gegenstück zum zeitgleich entstandenen, gleichnamigen „Früchtestilleben mit weiblicher Figur“ (Nr. 36) von Horemans, das eine gegengleiche Komposition einer an einer Tafel sitzenden Frau darstellt (Hohenzollern 1974, S. 40, Nr. 83). Die Pendants wurden dementsprechend auch in der Erlanger Hängung berücksichtigt. Heute sind beide im Neuen Schloss in Bayreuth (Inv.-Nr. 2946 und 2947) ausgestellt. Während die Werke dort Teil der Sammlung Deutsche Malerei waren, waren sie in der Filialgemäldegalerie der Flämischen Malerei zugeordnet und repräsentierten dort das Genre der Stilllebenmalerei – vgl. auch die vier weiteren ehemals in Erlangen befindlichen Ölgemälde Horemans, Nr. 37-40.

Katharina Hefele

Kurztext

Eine weintrinkende Dame sitzt in blauem Hauskleid an einer festlich gedeckten Tafel, auf der verschiedene, vorrangig exotische Früchte – wie eine Melone und Granatäpfel, viele Pfirsiche und Trauben – aufgebaut sind. Die Darstellung bildet das gegengleiche Pendant zu einem gleichnamigen Gemälde (Nr. 36), das sich ebenfalls in der Erlanger Sammlung befand. Diese oftmals in Serie bestellten Markt- und Küchenstillleben dienten der Repräsentation in den adeligen Galerien oder Speiseräumen. Der in Antwerpen geborene, jedoch in München tätige Künstler Peter Jacob Horemans (1700-1776) war neben diesen beiden Ölgemälden mit vier weiteren Darstellungen (Nr. 37-40) in Erlangen vertreten, welche allesamt das Genre der flämischen Stillebenmalerei repräsentierten. Heute können seine Werke im Neuen Schloss in Bayreuth betrachtet werden.

Katharina Hefele

Anmerkung

Gegenstück zu Kat.Nr. 36; Signiert und datiert links unten.

Reber 1906: „Eine Frau im Spitzenhäubchen, sitzt, sich aus einer Flasche bedienend, rechts an einem mit Früchten und Gemüse bedeckten Küchentisch. Bezeichnet links unten: Petrus Horemans 1764.“  (S. 8)

Bulle 1906: Bezeichnet wie 43, 31, 46, 36-40
„Was von den Vlamen in der Sammlung noch übrig bleibt, ist matt. Ein leidliches Porträt aus Rubens Schule (Nr. 43); ein paar schwächlich italianisierende Meister (Nr. 31 Paul Bril, Nr. 46 Sprangher); ein lederner kurfürstlich bayerischer Hofmaler Horemans mit sechs trockenen Stilleben (Nr. 35 - 40).“ (S. 19)

Reber 1913: „Selbst die verhältnismäßig späte Gruppe von sechs bezeichneten und mit 1764 datierten Stücke des allzu fruchtbaren antwerpischen Hofmalers des Kurf. Max III. von Bayern, Pieter Jacob Horemans (gest. 1776), erscheinen wenigstens in den vier Küchenstilleben gut, in den weiblichen Genrefiguren dagegen allzu fabrikmäßig.“ (S. 194)

Haack 1921/22: „Diese ganze Schule läuft schließlich aus in die Stillebenmalerei des Pieter Jacob Horemans, der erst um 1700 in Antwerpen geboren wurde und 1776 als Hofmaler des Kurfürsten Max III. von Bayern gestorben ist." (S. 8)