045 | Reiherbeize

Bezeichnung/Titel
Reiherbeize
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
045
Inventarnummer (BStGS)
1722
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
17. Jh.
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
152,3 x 227,5 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 10
Kurztitel
Seite
S. 19-20
Kurztitel
Seite
S. 194
Kurztitel
Seite
S. 8
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das querformatige Gemälde „Reiherbeize“ gibt den – an einem Seeufer stattfindenden – Kampf eines Falken mit einem Reiher wieder. Durch die unterlegene Position des Reihers, der im Begriff zu fallen beide Beine gen Himmel streckt, wird der baldige Ausgang des Kampfes vorweggenommen, auf den auch die beiden Jagdhunde im Wasser warten. In der linken Bildhälfte sind zudem drei vom Kampf aufgeschreckte Vögel dargestellt: Ein zweiter Reiher in Angriffshaltung sowie eine Möwe und eine Ente. Man beachte die Maße von 153,3 x 227,5 cm, wodurch die Tiere in Lebensgröße wiedergeben werden.

Das Gemälde wird heute im Depot der Alten Pinakothek in München(Inv.Nr. 1722) verwahrt und hier der deutschen Malerei zugeordnet, da sie dem aus Danzig stammenden Künstler Daniel Schultz (1615-1863) zugeschrieben wird. Zu Erlanger Zeiten dagegen war das Werk in der niederländischen Sammlung zu finden, weil es für ein Werk von Frans Snyders (1579-1657) – eines Schülers von Peter Paul Rubens (1577-1640), der vor allem für seine Tierbildnisse und Stillleben bekannt war (Robels 1990, S. 7, 9) – gehalten wurde. Tatsächlich stammt die originale Darstellung, nach der Schultz diese Kopie anfertigte, von Snyders, diese befand sich jedoch nie in der Erlanger Sammlung.

Vor 1799 wurden die „Reiherbeize“ von Schultz in der Mannheimer Galerie aufbewahrt. Erwähnenswert ist, dass sich dort ein weiteres, ebenfalls im 17. Jahrhundert geschaffenes Kampfmotiv zwischen zwei lebensgroß dargestellten Falken und einem Reiher von Jan Fyt (1611-1661) unter dem Titel Reiher von Falken verfolgtbefand (vgl. Baumstark 2005, S. 164). Jenes ist heute in der Staatsgalerie Neuburg an der Donau (Inv.-Nr. 7424) ausgestellt und steht in großer Ähnlichkeit zum hier beschriebenen Werk.

Katharina Hefele

Kurztext

Bei dem Gemälde mit dem Titel „Reiherbeize“ handelt es sich um ein Werk des Danziger Künstlers Daniel Schultz (1615-1863), das nach einem Original von Frans Snyders (1579-1657) geschaffen wurde. Es gibt den Schauplatz eines lebensgroßen Kampfes zwischen einem Falken und einem Reiher wieder. Für die Erlanger Sammlung vervollständigt diese Darstellung das Genre der niederländischen Tiermalerei, für deren hervorragende Qualität Snyders bekannt war. Ein vergleichbares Werk von Jan Fyt (1611-1661), das ebenfalls einen von Falken angegriffenen Reiher zeigt und dieselbe Provenienz aufweist, ist heute in der Staatsgalerie Neuburg an der Donau (Inv.-Nr. 7424) ausgestellt.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Frans Snyders […] Reiherbeize. Von Falken verfolgt, stürzt ein Reiher mit dem Rücken nach unten gegen sumpfiges Wasser. In der Mitte eine fliegende Ente, links ein Reiher in Kampfstellung und eine flüchtende Ente. Rechts zwei schwimmende Jagdhunde.“ (S. 10)

Bulle 1906: „Einer ehrenvollen Erwähnung ist Snyders wert. Lebensgroße Tiere, wenn auch noch so virtuos gemalt, sind allerdings nicht jedermanns Geschmack. Dazu ist unsere große Reiherbeize Nr. 45 sicher keiner der besten Snyders. Aber der Reiher, der sich in famoser Angriffsstellung links vorne zur Wehr setzt, ist doch ein wackeres Stück. Und denkt man sich das Bild in einem großen Speisesaal als Dekoration hoch aufgehängt, so wird man dem Meister mehr gerecht werden, als man es bei der jetzigen Aufhängung vermag.“  (S. 19/20)

Reber 1913: „Schön und effektvoll dagegen ist ein größeres Bild von Frans Snyders (1579 - 1657), die Reiherbeize. Die bewegte Szene gibt einen Reiher, von Falken bedrängt, rücklings gegen ein sumpfiges Wasser stürzend, in dem ein Jagdhund schwimmt, während zwei Enten entweichen (1,10 : 2,25 m, aus der Mannheimer Galerie).“  (S. 194)

Haack 1921/22: „Die vlämische Schule wird vervollständigt durch zwei kleine Genrebilder, das eine aus dem Kreise Teniers d. Ä, das andere von David Ryckaert III. dem Jüngsten, einem Nachahmer der Teniers und Brouwer, sowie zwei umfangreichen Tierstücke, eine Reiherbeize von Franz Snyders (...)“  (S. 8)