029 | Olympisches Göttermahl

Bezeichnung/Titel
Olympisches Göttermahl
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
029
Inventarnummer (BStGS)
848
Aktueller Aufbewahrungsort
Staatsgalerie im Schloss Neuburg an der Donau
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1922
Standort in der Orangerie
Herstellung
Herstellungsdatum
um 1617
Material
Eichenholz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
68,4 x 106 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 7
Kurztitel
Seite
S. 12-13
Kurztitel
Seite
S. 193
Kurztitel
Seite
S. 7-8
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die im Querformat angelegte Darstellung eines Göttermahl, die um 1617 von Jan Brueghel d.Ä. (1568-1625) und Hendrik van Balen (1575-1632) geschaffen wurde, zeigt ein ausgelassenes Fest in einem paradiesisch anmutenden Hain. Die reich gedeckte Tafel, die sich in der Mittelachse stark verkürzt nach hinten erstreckt, verschwindet fast unter den zahlreichen Figuren, die um sie herum platziert sind. Am hinteren Ende sitzt der gekrönte Göttervater neben dem am Petasos identifizierbaren Hermes und gegenüber – durch den am Boden liegenden Dreizack ausgezeichnet – Poseidon. Im Vordergrund lichtet sich der Wald zu einem freien Platz: Während links Athena und gediegen musizierende Nymphen die Szene beherrschen, wird das rechte Bildfeld von dionysischem Treiben – samt geschultertem Weingott mit hoch erhobenem Krug – eingenommen (vgl. Marggraf 1869, S. 180, Nr. 241).

Die zahllosen Varianten solch ausgelassener Feste im florierenden Flandern der frühen Neuzeit sprechen für die große Beliebtheit dieser Motivik bei der wohlhabenden Kundschaft. Das Erlanger Bild ist heute in der Staatsgalerie Neuburg an der Donau (Inv.-Nr. 848) zu sehen, wo sich ein weiteres Gemälde befindet, das ebenfalls in Gemeinschaftsarbeit derselben beiden Künstler entstand: Das von 1610. Der Prozess in der Zusammenarbeit der beiden Künstler war dergestalt, dass zuerst van Balen die Figuren und anschließend Brueghel Stillleben und Landschaft hinzufügte (Baumstark 2005, S. 40, Nr. 848). Dennoch stammt die Gesamtkomposition wohl von letzterem, da „die Landschaft mit einer gerade in die Tiefe führenden Schneise einem von Brueghel ab ca. 1600 entwickelten Typ entspricht“ (Ebd.).

Katharina Hefele

Kurztext

Die Darstellung „Olympisches Göttermahl“ von Jan Brueghel d.Ä. (1568-1625) und Hendrik van Balen (1575-1632) zeigt ein ausgelassenes Fest in einer Waldlichtung: An einer stark in die Tiefe fluchtenden Tafel haben sich zahlreiche mythologische Figuren – wie der gekrönte Zeus am entfernten Tischende – versammelt. Im linken Vordergrund ist die von musizierenden Nymphen umgebene Athena dem dionysischen Treiben der rechten Bildhälfte gegenübergestellt. Im florierenden Flandern der frühen Neuzeit wurden zahllose Varianten derartig ausgelassener Feste geschaffen, die auf eine große Beliebtheit bei der zeitgenössischen Kundschaft verweisen. So durfte ein Vertreter dieser bacchantischen Motivik auch in der Flämischen Schule der Erlanger Sammlung nicht fehlen. Heute kann das Werk in der Staatsgalerie Neuburg an der Donau betrachtet werden.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Ein olympisches Göttermahl. In einem Walde sitzt Jupiter zu oberst an einer Tafel, vorn Neptun und Pluto. Rechts wird Bacchus herbeigetragen, gefolgt von Satyren und Bacchantinnen, vor ihm Satyrknaben mit einer Ziege. Links Minerva unter musizierenden Musen? Landschaft, Blumen und Gerät von Jan Brueghel d. Ä.“ (S. 7)

Bulle 1906: „Unter den Vlamen unserer Sammlung wenden wir uns zunächst zu Hendrik van Balen, der mit den Bildern 29 und 32 vorzüglich vertreten ist. Das olympische Göttermahl zeigt eine Häufung der Wirkung, einen Reichtum der Gesamterscheinung, eine fast verwirrende Fülle von Figuren, die echt barock ist. Daß er diesen embarras de richesse nicht übersichtlicher gliedern, nicht in sich stärker kontrastieren kann, das verrät den Meister zweiten Ranges. Aber vertieft man sich in die Einzelheiten, so findet man eine erfreuliche Fülle geschmackvoller Dinge. Namentlich die köstliche Gruppe rechts vorne, Pan und Amoretten einen Ziegenbock mit Trauben fütternd, ist in Komposition und Einzelbewegung und in den wärmeren Farbentönen aufs beste geglückt und erinnert an ähnliche Kinderszenen des Rubens. Auch die Minerva links, halbentblößt, im Purpurmantel, mit einem hellblauen Helm im blonden Haar, ist von einer delikaten Farbenwirkung, allerdings von einem etwas ins Süße gehenden Geschmack. Im Nackten sucht Balen seinem größeren Mitschüler Rubens nahe zu kommen und hat ihm das Kunstmittel der rosafarbenen Schatten im Inkarnat des Frauenkörpers leidlich abgesehen, nur daß leider seine Akte, namentlich der der sitzenden Muse links vorne, etwas glasig, ja fast porzellanfigurenmäßig wirken. Im ganzen kann dies Bild die beste Vorstellung geben von der sinnen- und farbenfrohen Art dieser Vlamen, die nicht nur wie die Holländer ihre derbe Lebensfreude so abmalen, wie sie sich in der Wirklichkeit austobt, sondern die alle Götter des Olymp zur Verherrlichung ihres eigenen Daseins aufbieten.“ (S.12/13)

Reber 1913: Bezeichnet wie 34
„Ebenso zu gering für Frans Francken jun. (1581 - 1610) erscheint das unbezeichnete dem Genannten zugeschriebene Bild mit der Beschneidung Christi gleicher Herkunft, wie auch das dem Hendrik van Balen (1573 - 1632) zugeteilte olympische Göttermahl für den durch seine sorgfältige Manier bekannten Maler zu roh erscheint (phot. von Hanfstängl).“ (S. 193)

Haack 1921/22: „Wie zur Zeit des Rubens und unter seinem beherrschenden Einfluß in seiner Heimat mythologische Themen behandelt wurden, zeigen das Dianabild und das köstliche, humorvoll aufgefaßte olympische Göttermahl des Hendrik von Balen. Die Minerva ist offensichtlich von antiker Formenschönheit und klassischem Formenadel nicht unbeeinflußt geblieben.“ (S.7/8)