046 | Beweinung Christi

Bezeichnung/Titel
Beweinung Christi
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
046
Inventarnummer (BStGS)
2370
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
um 1576
Material
Kupfer
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
15 x 12,1 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 10
Kurztitel
Seite
S. 19
Kurztitel
Seite
S. 194
Kurztitel
Seite
S. 279
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die „Beweinung Christi“ von Bartholomäus Spranger (1546-1611) zeigt einen stark verkürzten, formatfüllend in die Bilddiagonale gedrehten Leichnam Christi, umgeben von der zusammengesunkenen Maria, dem Lieblingsjünger Johannes sowie einer weiteren klagenden Frau im Hintergrund (von Reber wurden letztere fälschlicherweise als zwei Engel beschrieben (Reber 1906/1913). Durch die Torsion werden alle Wundmale Christi präsentiert, die im Kontrast zur Schönheit und Makellosigkeit des leblosen Körpers stehen. Während die Hand des ausgestreckten rechten Armes Christi auf die Leidenswerkzeuge in der linken unteren Ecke verweist, wird der Blick gleichzeitig diagonal entgegengesetzt auf das leere Kreuz in der rechten oberen Ecke geleitet. Die sehr durchdachte Komposition legt hierdurch die Betonung auf den Kreuzestod und das Leiden Christi (Dekiert 2006, S. 279).

In der königlichen Filialgemäldegalerie Erlangen war das Gemälde einst der Flämischen Schule zugeordnet, während es heute in der Alten Pinakothek München (Inv.-Nr. 2370) unter Deutscher Malerei aufgeführt wird. Beide Einordnungen stehen dabei jedoch dem anfänglichen Eindruck, die Darstellung entstamme der Hand eines italienischen Malers, entgegen. Die Ursache für die unterschiedlichen Herkunftszuschreibungen wird durch den Werdegang des Künstlers deutlich: Spranger wurde zwar 1546 in Antwerpen geboren, verließ die Niederlande jedoch bereits nach der Ausbildung und war ab 1565 in Italien tätig, wo er u.a. für Papst Pius V. (1504-1572) arbeitete. Schließlich ist seine Tätigkeit für den römisch-deutschen Kaiser Rudolf II. ab dem Jahr 1576 belegt und er wohnte bis zu seinem Lebensende in Prag, wo er als Hauptvertreter des Rudolfinischen Manierismus bekannt wurde (Veldman 2019, S. 332). Nach neuerer Forschung werden seine Werke auf Grund der langen Schaffensphase für die Kaiser zumeist als Deutsche Werke aufgeführt (vgl. u.a. Dekiert 2006, S. 279). Das Entstehungsjahr der vorstehend beschriebenen Beweinung liegt jedoch im Jahr 1576 – kurz nach dem langjährigen Aufenthalt in Italien – und weist daher vorrangig typisch italienische Einschläge – wie das Sfumato – auf. Insbesondere Gestaltungsmerkmale wie die starke Verkürzung und Drehung der Christusfigur und die verlängerten Gliedmaßen entstammen dem italienischen Manierismus.

Katharina Hefele

Kurztext

In der Erlanger Galerie war die „Beweinung Christi“ innerhalb der Flämischen Schule ausgestellt, da der Künstler Bartholomäus Spranger (1546-1611) in Antwerpen geboren wurde. Dieser war für Rudolf II. am kaiserlichen Hof in Prag tätig und zählte zu den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit. Das heute in der Alten Pinakothek in München ausgestellte Gemälde zeigt den formatfüllenden Leichnam Christi, umgeben von Maria, Johannes und einer klagenden Frau (Magdalena?). Wie damals üblich, verbrachte der Niederländer viele Jahre in Italien, weshalb die Darstellung typisch italienische Stilmerkmale aufweist. Charakteristisch hierfür sind die angewandte Technik des Sfumato (dt. verraucht, verschwommen) sowie Kennzeichen des italienischen Manierismus – wie die starke Drehung und Verkürzung der Christusfigur.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „Die Beweinung Christi. Zwei Engel stützen die Mutter Gottes.“ (S. 10)

Bulle 1906: Bezeichnet wie 43, 31, 35-40
„Was von den Vlamen in der Sammlung noch übrig bleibt, ist matt. Ein leidliches Porträt aus Rubens Schule (Nr. 43); ein paar schwächlich italianisierende Meister (Nr. 31 Paul Bril, Nr. 46 Sprangher); ein lederner kurfürstlich bayerischer Hofmaler Horemans mit sechs trockenen Stilleben (Nr. 35 - 40).“ (S. 19)

Reber 1913: „Von dem Antwerpener Bartel Sprangher (1546 - 1625?), Hofmaler in Prag, stammt ein kleines auf Kupfer gemaltes Bildchen, das eine Beweinung Christi darstellt, bei welcher zwei Engel die Maria stützen (aus der kurfürstlichen Galerie in München).“ (S. 193)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.