047 | Bauerngenre

Bezeichnung/Titel
Bauerngenre
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
047
Inventarnummer (BStGS)
1849
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
17. Jh.
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
24,2 x 34,2 cm
Inschrift
D. Teniers f.
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 10
Kurztitel
Seite
S. 19
Kurztitel
Seite
S. 194
Kurztitel
Seite
S. 8
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das querformatige Gemälde „Bauerngenre“ zeigt eine schlichte Stube, in der sich mehrere Bauern zum Würfelspiel auf einem umgedrehten Holzfass versammelt haben. Bei den zwei parallel zum horizontalen Bildrand sitzenden Männern scheint es sich um die aktiven Spieler zu handeln, die von den drei dahinter gestaffelten Männern beobachtet werden. Im linken Hintergrund wärmen sich darüber hinaus zwei Bauern an einem Kaminfeuer, während rechts ein weiterer gegen die Wand uriniert und eine alte Dame den Raum betritt. Signiert wurde das Werk mit „D. Teniers f.“ (Reber 1906, S. 10) und auch in der Online-Sammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Inv.-Nr. 1849) wird als Künstler David Teniers d.J. (1610-1690) aufgeführt. Dennoch bestehen Zweifel an der Autorschaft des gebürtigen Antwerpeners (Bulle 1906, S. 19), die Ähnlichkeit mit einigen Werken aus dem Oeuvre Teniers‘ d.J. lassen aber zumindest den Umkreis desselben Künstlers vermuten (vgl. Haack 1921/22, S. 8).

Teniers d.J. fertigte insbesondere Porträt-, Historien- und Genrebilder und war bei den zeitgenössischen Sammlern besonders aufgrund letzterer sehr gefragt (Siefert 1993, S. 194). Neben dem Gemälde „Spielende Gassenjungen“ (Nr. 44) von David Ryckaert III. (1612-1661) ist dies die einzige Darstellung, welche eben diese Gattung bei den Flamen in der Filialgemäldegalerie vertrat. Dabei entstanden im 17. Jahrhundert eine ganze Reihe derartiger bäuerlicher Genrebilder, die sich durch ein rustikales Interieur und vulgäre Personen auszeichnen (Raupp 1996, S. 6). Sie verweisen dabei oftmals moralisierend auf menschliches Fehlverhalten – beispielsweise indem sie die ungeschönten Folgen der Trunksucht vor Augen führen (Büttner/Gottdang 2012, S. 162f.).

„Typisch ist eine reduzierte, auf Brauntöne gestimmte Farbigkeit, eine betont grobe, manchmal nur skizzenhaft andeutende Malweise, insbesondere bei den dumpf und häßlich [sic] gezeichneten Figuren“ (Raupp 1996, S. 6). Für einen Eindruck der Farbigkeit können einige Aufnahmen der zahlreichen Gemälde von Teniers d.J. aus den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen herangezogen werden: Beispielsweise die in der Alten Pinakothek in München ausgestellten Werke „Bauernschenke“ (Inv.-Nr. 5290) um 1633 oder die „Wirtsstube“ (Inv.-Nr. 818) aus den Jahren 1639/40. Auch in diesen querformatigen Darstellungen haben sich einige rauchende und zechende Bauern in einem einfachen Interieur versammelt.

Katharina Hefele

Kurztext

In einem rustikalen Interieur sitzen einige Bauern zum Würfelspiel um ein umgedrehtes Holzfass zusammen. Zwei weitere wärmen sich links am Kamin, während rechts einer gegen die Wand uriniert und eine ältere Dame den Raum betritt. Derartige Wirtshausszenen waren ein beliebtes Motiv in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. Die derben Darstellungen der niederen Bevölkerungsschichten verweisen dabei oftmals moralisierend auf menschliches Fehlverhalten – beispielsweise indem sie die ungeschönten Folgen der Trunksucht vor Augen führen. Die etwas zweifelhafte Signatur verweist auf David Teniers d. J. (1610-1690), der neben der Historien- und Porträtmalerei besonders für seine Genrebilder bekannt war. Zum Vergleich und für einen Eindruck der Farbigkeit können seine „Bauernschenke“ (Inv.-Nr. 5290) um 1633 oder die „Wirtsstube“ (Inv.-Nr. 818) aus den Jahren 1639/40 von Teniers herangezogen werden, die in der Alten Pinakothek in München ausgestellt sind.

Katharina Hefele

Anmerkung

Reber 1906: „David Teniers (?) […] Zwei Bauern spielen vor einer umgestürzten Tonne Würfel. Hinter ihnen drei Zuschauer, links zwei Bauern am Kamin, rechts eine eintretende Frau mit einem Kruge in der Hand. Bezeichnet recht unten: D. Teniers f.“  (S. 10)

Bulle 1906: „Der etwas zweifelhafte Teniers Nr. 47 gibt keine genügende Vorstellung von der Kraft und Poesie, die die Kunst aus schmutzigen Schenken und raufenden Bauern herauszuholen vermag. Hier bleibt für einen späteren Ausbau unserer Sammlung ein großer Wunsch offen.“  (S. 19)

Reber 1913: „Von der Umgebung des Meisters dürften des David Teniers (1582 - 1640) Würfel spielende Bauern wohl echt gewesen sein, wenigstens scheint die Signatur echt, aber der Zustand und die Übermalung des Bildes tun ihm starken Eintrag.“  (S. 194)

Haack 1921/22: „Die vlämische Schule wird vervollständigt durch zwei kleine Genrebilder, das eine aus dem Kreise Teniers d. Ä, das andere von David Ryckaert III. dem Jüngsten, einem Nachahmer der Teniers und Brouwer, sowie zwei umfangreichen Tierstücke, eine Reiherbeize von Franz Snyders und einen Hundestreit um einen abgehäuteten Ochsenkopf in einer Fleischerbude von Paul de Vos, auf welch letzteres Bild wir in Anbetracht des unschönen Gegenstandes, der nicht durch hervorragnde Malerei aufgewogen wird, freilich gern verzichten würden.“  (S. 8)