013 | Die heilige Familie

Bezeichnung/Titel
Die heilige Familie
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
013
Inventarnummer (BStGS)
9
Inventarnummer (aktuell)
Gm1105
Aktueller Aufbewahrungsort
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-um 1910/12?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Herstellungsdatum
um 1515/1520
Material
Lindenholz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
73 x 56,2 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 4
Kurztitel
Seite
S. 8
Kurztitel
Seite
S. 36
Abbildungsnachweis
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg - CC-BY-NC-ND
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Maria und ihre Mutter Anna sitzen auf einer Rasenbank und widmen ihre Aufmerksamkeit dem Jesuskind, das in lebhafter Bewegung auf den Knien der Mutter steht. Maria trägt eine Geldkatze und einen Schlüsselbund an einem Gürtel; zwei Gegenstände des Alltags, die sie als Hausfrau ausweisen (Löcher 1997, S. 36). Hinter den Frauen stehen Joseph und Marias Vater Joachim, die in ein Gespräch vertieft sind. Joachim legt seiner Frau liebevoll den Arm auf die Schulter. Im Hintergrund eröffnet sich der blickt auf eine hügelige Landschaft mit einem fränkischen Weiherhaus (Löcher 1997, S. 36), hinter welchem eine Burgruine auf einem Hügel aufragt.

Das hochformatige Tafelgemälde stammt von einem anonymen Maler, der in der kunsthistorischen Forschung mit dem Notnamen „Meister der Ansbacher Kelterbilder“ bezeichnet wird. Der Name geht auf ein Gemälde mit Christus in der Kelter in der Schwanenritterkapelle der Hofkirche St. Gumbertus in Ansbach zurück (GNM Objektkatalog). Dürer zeichnete den Entwurf dieses Gemäldes, woraus man ein Werkstattverhältnis zwischen den beiden Künstlern schlussfolgerte (Löcher 1997, S. 34). Im vergangenen Jahrhundert wurden in der Forschung zahlreiche Künstler als Urheber des Werkes diskutiert. Im Katalog der Erlanger Gemäldegalerie brachte Reber noch Hans Süß von Kulmbach vor (Reber 1906, S. 4). Später wurden auch der sog. Petrarcameister, Hans Dürer, Hans Springinklee, Hans Baldung sowie Sebald Beham diskutiert (Löcher 1997, S. 36 mit einer Übersicht der Zuschreibungen). Letztlich kann nur die eminente Nähe des Werkes zu Dürer festgehalten werden, die vor allem in der Wahl der Motivik begründet liegt. Der anonyme Künstler orientierte sich an den Holzschnitten „Die Heilige Familie mit Joachim und Anna unter dem Baum“ und „Die Heilige Sippe mit zwei musizierenden Engelknaben“ Dürers von 1511 (Löcher 1997, S. 36).

Madlen Gulitsch

Kurztext

Maria und ihre Mutter Anna sitzen auf einer Rasenbank und widmen ihre Aufmerksamkeit dem Jesuskind, das in lebhafter Bewegung auf den Knien der Mutter steht. Maria trägt eine Geldkatze und einen Schlüsselbund an einem Gürtel; zwei Gegenstände des Alltags, die sie als Hausfrau ausweisen. Dahinter stehen die Ehemänner der beiden Frauen, Joseph und Joachim, die in ein Gespräch vertieft sind. Das Werk stammt von einem anonymen Maler, der heute nach einem anderen Werk aus seiner Hand mit dem Notnamen „Meister der Ansbacher Kelterbilder“ bezeichnet wird. Auf Grund einer starken Nähe zur Kunst Albrecht Dürers wurde das Gemälde bereits zahlreichen Schülern Dürers, darunter Hans Springinklee, Hans Süß von Kulmbach und Hans Baldung, zugeschrieben. Es zeichnet sich durch große Sorgfalt aus und steht exemplarisch für die Kunst der Dürer-Schule.

Madlen Gulitsch

Anmerkung

Reber 1906: "Die heilige Familie. Maria neben Mutter Anna sitzend, reicht dieser das Kind. Rückwärts die beiden Gatten Joseph und Joachim. - Schuldbild. [...] Fälschlich als Jan Mabuse bezeichnet, wahrscheinlich H. v. Kulmbach."  (S. 4)

Bulle 1906: "Das bedeutendste der drei Bilder ist die heilige Familie, eine enge Gruppierung von Maria mit der Mutter Anna und dem Kinde, hinter denen Joseph und Joachim im Gespräche stehen. Ein Fälscher hat dem Bilde die Signatur Jan Mabuse, eines niederländischen etwas jüngeren Zeitgenossen Dürers, gegeben. Die Art des Bildes ist so dürerisch, dass der Katalog es unter dem Namen des Meisters einreiht. Doch deutet Reber an - und ein Kenner wie Zucker stimmt ihm bei -, dass es eher einem der bedeutenderen Schüler Dürers zuzuweisen sei, dem Hans Sueß von Kulmbach. Die Landschaft im Hintergrund zeigt eine größere Weichheit als bei Dürer, und auch die Gestalten entfernen sich etwas von dürerscher Kraft, z. B. in der weichen Kopfneigung des Joachim (es ist der Mann mit dem Barett). Von besonderem Reiz ist der Gesichtsausdruck bei der Maria und namentlich der Anna. Ein feines Spiel um die Mundwinkel deutet auf seelische Beweglichkeit. Die Ausführung des Bildes ist von wundervoller Liebe und Feinheit, und wir stehen nicht an, es als das wertvollste des ganzen Saales zu bezeichnen." (S. 8)

Reber 1913. Kein Eintrag.

Haack 1921/22: Kein Eintrag.

Weitere Literatur angegeben unter: http://objektkatalog.gnm.de/objekt/Gm1105