005 | Bildnis des König Ludwigs II. von Ungarn

Bezeichnung/Titel
Bildnis des König Ludwigs II. von Ungarn
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
005
Inventarnummer (BStGS)
3559
Aktueller Aufbewahrungsort
Staatsgalerie im Schloss Neuburg an der Donau
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906 - 1910
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
nach 1533
Material
Fichtenholz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
43 x 34 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 2
Kurztitel
Seite
S. 10
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das hochformatige Gemälde stammt aus der Hand des Nürnberger Künstlers Barthel Beham (1502-1540) und zeigt das repräsentative Porträt Pfalzgraf Johanns III. (1488-1538), der ab 1507 auch Administrator des Bischofsamtes in Regensburg war (Löcher 1999, S. 146; Kat.-Nr. 15, S. 191). Der Fürst ist im Brustbild und Dreiviertelprofil nach rechts blickend vor einem roten Wandvorhang abgebildet. Er trägt ein mit Stickereien versehenes weißes Hemd und ein pelzbesetztes Damastgewand darüber. Sein Gesicht, das durch eine scharfe und ernste Mimik besticht, wird von einem rötlich-braunen Bart umrahmt. Das kurz gehaltene Haar blickt unter einem schwarzen Barrett hervor, das über den Klappen mit Goldstiften verziert ist (Löcher 1999, S. 166). Kurt Löcher betont die hohe Qualität des Werkes und betrachtet es als ein eigenständiges Gemälde des Künstlers.

Barthel Beham zählt zusammen mit seinem Bruder Hans Sebald Beham sowie Georg Pencz zu den herausragenden „Nürnberger Kleinmeistern“, die sich in erster Linie durch ihre kleinformatigen Kupferstiche hervortaten (Knauer 2010, S. 9). Im Jahr 1524 wurden die Brüder Beham jedoch der Stadt verwiesen, da sie als Anhänger des Bilderstürmers Andreas Rudolf Karlstadt und des Wiedertäufers Thomas Müntzer verurteilt wurden. Barthel Beham wandte sich daraufhin nach München, wo er 1527 die Stelle als Hofmaler Herzog Wilhelms IV. annahm (Baumgartl/Lauterbach/Otto 1993, S. 140). Ab 1528 malte Beham überwiegend Fürstenporträts des Hauses Wittelsbach und ihrer Ahnen, woraus „die große Wittelsbacher-Serie“ mit 14 repräsentativen Porträts im großen Format (je ca. 96 x 71 cm) und die später angefertigte „kleine Wittelsbacher-Serie“ mit kleinformatigen Brustbildern (je ca. 44 x 34 cm) entstanden. Das Werk der Erlanger Galerie zählt zur kleinen Wittelsbacher-Reihe und befindet sich heute in der Staatsgalerie in Neuburg an der Donau. Beham hatte den Pfalzgrafen zuvor auch für die große Reihe porträtiert (München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 2446), in der er als energischer Vertreter des alten Glaubens mit einer Nelke in der rechten Hand auftritt (Löcher 1999, S. 146; Kat.-Nr. 15, S. 161). Beham war allerdings nicht der erste Künstler, der den Fürsten abbildete. Schon 1515 schuf der Landshuter Maler Hans Wertinger (um 1465/1470-1533) zwei Bildnisse des Adeligen, die sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München bzw. dem Regensburger Stadtmuseum befinden (aus http://www.hdbg.de/portraitgalerie/gemaelde-1424.php). Ein Drittes folgte um 1526 (Nürnberg, GNM, Inv.-Nr. Gm899, datierte Replik in Staatsgalerie Stuttgart). Für seine eigenen Versionen könnte Beham somit auf die Werke seines Malerkollegen zurückgegriffen haben. Löcher vertritt auf Grund der physiognomischen Genauigkeit des Werkes dagegen die These, dass Beham eine Vorstudie nach dem Leben angefertigt habe.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das in Erlangen ausgestellte Bildnis noch mit der später hinzugefügten Inschrift „LVD. REX. VNGARIAE“ versehen, die erst 1931 entfernt wurde (Löcher 1999, Kat.-Nr. 16, S. 191). Reber hielt es daher noch für ein Porträt König Ludwigs II. von Ungarn. Auch schrieb er es nicht Beham zu, sondern vermutete Jakob Binck als dessen Urheber (Reber 1906, Kat.-Nr. 5, S. 2). Nach Löcher müsse es tatsächlich eine dritte Porträt-Serie gegeben haben, die auch den in der falschen Inschrift genannten ungarischen König, den Kaiser und seinen königlichen Bruder miteinbezogen hätte (Löcher 1994, Sp. 289).

 

Madlen Gulitsch

Kurztext

Das Gemälde stammt aus der Hand des Nürnberger Künstlers Barthel Beham (1502-1540) und zeigt das repräsentative Porträt Johanns III. (1488-1538), Pfalzgraf bei Rhein aus dem Haus Wittelsbach, der ab 1507 auch bischöflicher Administrator von Regensburg war. Es stammt aus der Zeit, als Beham als Hofmaler für den bayerischen Herzog Wilhelm IV. (1493-1550) tätig war und zahlreiche Porträts des Hauses Wittelsbach und ihrer Ahnen anfertigte. In den stürmischen Zeiten der Reformation zeigte sich Johann III. als strenger Vertreter des alten Glaubens. Auch gegenüber Juden vertrat der Würdenträger keinerlei Toleranz. 1519 beteiligte er sich an einem radikalen Pogrom, um die Glaubensminderheit aus Regensburg zu verbannen. Heute ist sein Porträt in der Staatsgalerie in Neuburg an der Donau ausgestellt.

Madlen Gulitsch

Anmerkung

Reber 1906: „Bildnis des Königs Ludwig II. von Ungarn, gest. 1526. Er trägt ein schwarzes perlengeschmücktes Barett und eine schwarze pelzverbrämte Schaube. Auf der roten Draperie des Grundes: LVD. REX VNGARIAE. Brustbild nach links. […] Bestimmung des Künstlers statt der bisherigen Bezeichnung als B. Beham von F. Becket, Tidsskrift for Kunstindustri. Kopenhagen 1899. S. 179 ff.“ (S. 2)

Bulle 1906: „Eine gute Vorstellung von der Porträtauffassung des 16. Jahrhunderts gewinnt man aus dem Bildnis des Königs Ludwig von Ungarn von dem in Kopenhagen nachweisbaren Kölner Jakob Binck, der als Hofmaler am Herzogshof in Königsberg starb […].“ (S. 10)

Reber 1913: Kein Eintrag.

Haack 1921/22: Kein Eintrag.