001 | Bildnis eines unbekannten jugendlichen Fürsten

Bezeichnung/Titel
Bildnis eines unbekannten jugendlichen Fürsten
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
001
Inventarnummer (BStGS)
4873
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906 - 1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Künstler (Art des/kopiert nach)
Herstellungsdatum
16. Jh.
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
ca. 115 x 87 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 1
Kurztitel
Seite
S. 10
Kurztitel
Seite
S. 192
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das hochformatige Gemälde zeigt einen jungen, nach rechts blickenden Mann als Kniestück in einem nur wenig ausgearbeiteten Innenraum. Er trägt ein schwarzes Gewand mit einem kostbaren Mantel mit Pelzbesatz und Damastärmeln darüber. Auf dem Kragen liegt die Kette des Goldenen Vlieses, die ihn als ein Mitglied des Ritterordens und Angehörigen des Adels auszeichnet. Das schulterlange dunkle Haar des unbekannten Fürsten wird durch ein schwarzes Barrett bedeckt. In seiner Rechten hält er einen gefalteten Brief, während die behandschuhte Linke, in der er den rechten Handschuh hält, auf einem hüfthohen Möbel ruht, worauf ein kunstvoll gearbeitetes Objekt (Uhr/Laterne?) steht. Beim Porträtierten könnte es sich auf Grund seiner charakteristischen Physiognomie (siehe die markante Kiefer- und Nasenpartie) um einen Habsburger Kaiser der Frühen Neuzeit, möglicherweise Ferdinand I. (1503-1564) oder dessen Sohn Maximilian II. (1527-1576), handeln.

Zum Zeitpunkt der Gründung der Gemäldegalerie wurde das Werk noch dem Augsburger Maler, Graphiker und Zeichner Christoph Amberger (um 1505-1561/62) zugesprochen (Reber 1906, S. 1), der vorwiegend als Bildnismaler tätig war. Zu seinen Kunden zählten in erster Linie Mitglieder des Augsburger Patriziates (Bildnis des Christoph Fugger, München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 9409), wie auch hochrangige Adelige, insbesondere Kaiser Karl V. (Porträt Kaiser Karls V., Berlin, Staatliche Museen, Inv.-Nr. 556). Ab den 1540er Jahren lassen sich in Ambergers Werken motivische und kompositorische Neuerungen feststellen, die auf eine weitreichende Rezeption der italienischen Porträtmalerei zurückzuführen sind. Hierzu zählen u.a. der Einsatz der stehenden oder sitzenden Dreiviertelfigur, die Einbettung der Figuren in architektonisch gestaltete Innenräume sowie eine intensivere und erweiterte Farbpalette (Kranz 2004, S. 88-89). Daneben zeichnen sich Ambergers Werke vor allem durch physiognomischen Detailreichtum und eine psychologische Erfassung seiner Porträtierten aus, die das Werk der Erlanger Galerie jedoch weitestgehend vermissen lässt. Deshalb gilt es als eine Kopie nach Amberger aus dem 16. Jahrhundert (Online-Sammlung Pinakothek). Eine mögliche Vorlage des Porträts lässt sich im aktuellen Werkkatalog von Annette Kranz nicht finden.

Madlen Gulitsch

Kurztext

Das Gemälde zeigt das Porträt eines jungen, unbekannten Fürsten, der mit einem schwarzen Gewand und einem kostbaren Mantel mit Pelzbesatz und Damastärmeln bekleidet ist. Auf dem Kragen des Mantels liegt die Kette des Goldenen Vlieses, die ihn als Mitglied des bedeutenden Ritterordens auszeichnet. Beim Porträtierten könnte sich um einen Habsburger Kaiser der Frühen Neuzeit, möglicherweise Ferdinand I. (1503-1564) oder dessen Sohn Maximilian II. (1527-1576), handeln. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Werk noch dem erfolgreichen Augsburger Bildnismaler Christoph Amberger (1505-1561/62) zugeschrieben, dessen Werke sich durch eine Rezeption italienischer Einflüsse sowie eine detailgetreue Wiedergabe und psychologische Erfassung seiner Porträtierten auszeichnen. Heute gilt das Gemälde als eine Kopie nach Amberger aus dem 16. Jahrhundert.

Madlen Gulitsch

Anmerkung

Reber 1906: „Bildnis eines unbekannten jugendlichen Fürsten. Er trägt auf dem schlichten Langhaar ein schwarzes Barett, schwarzes Pelzkleid mit Golddamstärmeln und die Vlieskette und hält in der Rechten einen Brief, die behandschuhte Linke auf einen rotbedeckten Tisch stützend, auf welchem eine Standuhr. - Holz - h. 1.17, br. 0.90 - Aus Neuburg a. D." (S. 1)

Bulle 1906: „[…] und aus einem in den Farben sehr vornehmen, in der Ausführung allerdings etwas flüchtigen Bildnis eines jungen Fürsten, das dem Augsburger Christoph Amberger zugeschrieben wird.“  (S. 10)

Reber 1913: „Von späteren deutschen Malern steht obenan der Augsburger Christoph Amberger (1500 - 1561?) mit dem Bildnis eines jugendlichen, die Vließkette tragenden Fürsten.“  (S. 192)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.

Archivalien:  UAE A1/14 Nr. 48, Katalogentwurf: Depot in Augsburg, Inv. 1855: No 4873, " 1905: No 77