023 | Das Haupt Christi

Bezeichnung/Titel
Das Haupt Christi
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
023
Inventarnummer (BStGS)
1441
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
um 1517
Material
Lindenholz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
47,2 x 31,5 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 5
Kurztitel
Seite
S. 8-9
Kurztitel
Seite
S. 191
Kurztitel
Seite
S. 15-16
Kurztitel
Seite
Kat.-Nr. 57, S. 432-434
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Die Darstellung zeigt das Haupt Christi mit Brustansatz in Frontalansicht vor einem Goldgrund. Das Antlitz Christi ist dabei leicht nach rechts geneigt, sodass die strenge Frontalität des Werkes abgemildert wird (Metzger 2002, Kat.-Nr. 56, S. 430). Das schmale Gesicht wird von braun-gelocktem Haar, das Christus bis zu den Schultern reicht, und einem zweigeteilten braunen Bart gerahmt. Christus trägt ein viollettbraunes Gewand aus dünnem Stoff mit einem runden Halsausschnitt, der vor der Brust eine schlaufenförmige Falte wirft.

Als Schöpfer der Tafel gilt der süddeutsche Maler Hans Schäufelin (um 1480/85 - 1540), der um 1503 bis Ende 1507 als Mitarbeiter Albrecht Dürers tätig war und sich um 1513 als Meis-ter in Nördlingen niederließ (Metzger 2002, S. 32-27, 47). Während seiner Schaffenszeit in Nürnberg muss Schäufelin ein hoch geschätzter Mitarbeiter Dürers gewesen sein: Vor seiner Abreise nach Venedig vertraute Dürer seinem Gesellen einen bedeutenden Auftrag an, bei dem es galt, einen von Kurfürst Friedrich d. Weisen bestellten Passionsaltar zu vollenden (Ober-St. Veiter Altar, um 1505/07, Wien, Diözesanmuseum). Das Gemälde mit dem Antlitz Christi entstand erst einige Jahre später als Schäufelin bereits in Nördlingen selbstständig war. Es vertritt den Typus der „Vera-Icon“-Darstellungen und wird in Anbetracht seines kleinen Formates für die private Andacht geschaffen worden sein (Metzger 2002, Kat.-Nr. 56, S. 430). Nach Goldberg könnte die Tafel zusammen mit einem heute verlorenen Marienantlitz einst ein Diptychon gebildet haben (Goldberg 1990, S. 40). Dies würde auch die leichte Neigung des Kopfes Christi erklären (Metzger 2002, Kat.-Nr. 56, S. 430). Hans Schäufelin wird noch ein weiterer Christuskopf zugeschrieben, der sich heute im Germanischen Nationalmuseum befindet (Inv.-Nr. Gm301). Anders als das Erlanger Gemälde zeigt es Christus jedoch mit schmerzerfüllter Mimik und der Dornenkrone (siehe Metzger 2002, Kat.-Nr. 57, S. 432-434).

Madlen Gulitsch

Kurztext

Die Darstellung zeigt das Haupt Christi in Frontalansicht – jedoch mit leicht nach rechts geneigtem Kopf – vor einem Goldgrund. Als ihr Schöpfer gilt der süddeutsche Maler Hans Schäufelin (um 1480/85-1540), der um 1503 bis Ende 1507 als Mitarbeiter Albrecht Dürers tätig war und sich etwa 1513 als Meister in Nördlingen niederließ. Es vertritt den Typus der „Vera-Icon“-Darstellungen, die das „wahre Antlitz Christi“ wiedergeben sollen und im 15. und 16. Jahrhundert weit verbreitet waren. Auf Grund seines kleinen Formates wird die Tafel für die private Andacht geschaffen worden sein. Möglicherweise könnte es einst sogar mit einem heute verlorenen Marienantlitz als ein zweiteiliges Tafelgemälde (Diptychon) gedient haben.

Madlen Gulitsch

Anmerkung

Reber 1906: „Das Haupt Christi. Nach vorn gerichtet, zeigt es das lange Lockenhaar in der Mitte gescheitelt und vom violettbraunen Gewand das Halsende.“ (S. 5)

Bulle 1906: „Einen anderen Schüler und Nachfolger DürersHans Schaeufelein, der als Stadtmaler in Nordlingen wirkte, haben wir mit einem ungewöhnlicherweise auf Goldgrund gemalten Christutskopf vertreten, der wohl als Andachtsbild zu denken ist. Die völlige Vorderansicht gibt dem Kopfe etwas Starres, der Gesichtstypus mit den auffallend kleinen Augen wirkt eigentümlich fremdartig. Man wird an den alten byzantinischen Christustypus erinnert, und vielleicht hat der Künstler in der Tat sich durch solche Erinnerungen leiten lassen, um einen Eindruck von Hoheit und Feierlichkeit zu erreichen. Vielleicht war der Künstler aber auch durch einen bestimmten Auftrag gebunden.“ (S. 8-9)

Reber 1913: „Als unmittelbarer Nachfolger Dürers ist Hans Leonhard Schäuffelein (1480 - 1539?) in einem das Haupt des Erlösers darstellenden Bilde vertreten. Das Gesicht ist ganz nach vorn gewandt, das lange Lockenhaar in der Mitte gescheitelt. (Aus der Zweibrückener Galerie […].“  (S. 191)

Haack 1921/22: „Das ‚Haupt Christi‘ von Dürers Nachfolger, dem Nürnberger Hans Leonhard Schäufelein, ist ein Gemälde von großer malerischer Delikatesse und zarter inniger Beseelung.“ (S. 15-16)