004 | Ideallandschaft mit weitem Fernblick und biblischer Staffage

Bezeichnung/Titel
Ideallandschaft mit weitem Fernblick und biblischer Staffage
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
004
Inventarnummer (BStGS)
4635
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906 - 1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
um 1720-1748
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
100 x 156 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 2
Kurztitel
Seite
S. 192
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das querformatige Werk wurde durch den Münchner Maler Franz Joachim Beich (1665-1748) geschaffen und zeigt eine abwechslungsreiche Ideallandschaft mit ausgeprägter Tiefenwirkung. Im rechten Vordergrund ist eine kleine Wandergruppe mit schwer bepackten Lasttieren zu sehen, die ihren Weg in Richtung einer weitläufigen Ebene, die an die Ausläufer eines eindrucksvollen Gebirges angrenzt, einschlagen. Im Mittelgrund erhebt sich ein kleinerer Berg, auf dem eine Burganlage errichtet wurde. In der Literatur wird die Figurengruppe als biblische Staffage interpretiert. Nach Reber könnte es sich um den Auszug Abrahams aus Ur nach 1. Mose, 11, 31 handeln (Reber 1906, Kat.-Nr. 4, S. 2).

Franz Joachim Beich entstammte einer etablierten Künstlerfamilie und wird seine Ausbildung als Landschaftsmaler von seinem Vater Daniel Beich, der seinerzeit als Maler, Zeichner und Kartograph tätig war, oder von seinem Verwandten, dem Maler Wilhelm Beich, erhalten haben (Bürklin 1998, S. 15). Unterstützt durch die Beziehungen seines Vaters erarbeitete sich Beich den Titel als „kurfürstlicher Kammerdiener und Hofmaler“ unter Kurfürst Max Emanuel (1662-1720), der ihn von 1702 bis 1704 für die Ausführung zweier monumentaler Schlachtenbilder für dessen neu errichtetes Schloss in Schleißheim beschäftigte (Bürklin 1998, S. 16). Nach der Flucht des Kurfürsten ins politische Exil, emigrierte Beich nach Italien, wo er seine persönliche Sammlung an Motiven um zahlreiche pittoreske Landschaften bereicherte und Verbindungen zu bekannten Künstlerkollegen knüpfte (Bürklin 1998, S. 17). Auch konnte er dort seinen Kundenstamm um einige einflussreiche Persönlichkeiten wie den Fürsten Ruffo di Calabria und die Prinzen von Avellino erweitern. 1714 kehrte er nach München zurück und trat erneut in den Dienst des aus dem Exil zurückgekehrten Kurfürsten (Bürklin 1998, S. 19). Nach dessen Tod im Jahr 1627 arbeitete Beich vorwiegend für den Münchner Adel und das Bürgertum. Seine Werke erfreuten sich großer Beliebtheit und basierten auf einer zu seiner Zeit nicht selbstverständlichen Beobachtung der Natur, die ihn den Ruf des wohl vielseitigsten deutschen Landschaftsmalers des Spätbarocks einbrachte (Bürklin 1998, S. 20 – Partsch 1994, Sp. 327).

Madlen Gulitsch

Kurztext

Das Werk des Münchner Malers Franz Joachim Beich (1665-1748) zeigt eine abwechslungsreiche Ideallandschaft mit ausgeprägter Tiefenwirkung und einer kleinen Gruppe von Reisenden im rechten Vordergrund. Die Figurengruppe wird als Darstellung einer biblischen Historie interpretiert und könnte den Auszug des alttestamentlichen Stammvaters Abraham aus seiner Heimat Ur behandeln (1. Mose, 11, 31). Franz Joachim Beich war bekannt für seine stimmungsreichen Landschaftsbilder, die ihm zu Beginn des 18. Jahrhunderts sogar die Position als „kurfürstlicher Kammerdiener und Hofmaler“ Max Emanuels von Wittelsbach (1662-1720) einbrachten. Seine Werke zeichnen sich durch eine für seine Zeit unübliche Naturbeobachtung und Vielseitigkeit aus, die ihn heute zu einem der bedeutendsten Münchner Maler des Spätbarocks machen.

Madlen Gulitsch

Anmerkung

Reber 1906: „Ideallandschaft mit weitem Fernblick und biblischer Staffage (Abrahams Auszug aus Ur?)“  (S. 2)

Bulle 1906: Kein Eintrag.

Reber 1913: „Dann die große Ideallandschaft mit der biblischen Staffage, vielleicht Abrahams Auszug aus Ur, von dem Münchener Franz Joachim Beich (1665? - 1748), aus einem bayerischen Kloster stammend.“  (S. 192)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.