022 | Der heilige Hieronymus

Bezeichnung/Titel
Der heilige Hieronymus
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
022
Inventarnummer (BStGS)
5320
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1913?
Standort in der Orangerie
Herstellung
Künstler (Art des/kopiert nach)
Kommentar
Laut der Bestandsliste der BStGS eine Kopie nach einem verlorenen Original von Quentin Massys.
Herstellungsdatum
16. Jh. (?)
Material
Leinwand
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
70,7 x 74,3 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 5
Kurztitel
Seite
S. 191
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das beinah quadratische Leinwandgemälde zeigt den heiligen Hieronymus in einem Studierzimmer sitzend bei der Lektüre eines mit aufwändigen Illuminationen verzierten Buches. Hieronymus, der seine Rechte an seine Brust erhoben hält und mit der Linken einen Totenschädel berührt, ist barhäuptig und mit einem einfachen Gewand dargestellt. Er stützt sich mit dem rechten Ellbogen auf den vor ihm stehenden Tisch, um sich näher an das zu seiner Rechten auf einem Lesepult aufgestellte Buch zu beugen. An der Rückwand des Raumes sind mehrere Regalbretter angebracht, die Bücher, den Kardinalshut des Hieronymus und andere kleinere Objekte enthalten.

Das Werk gilt heute als eine Kopie eines Gemäldes des Quinten Massys (1465/66-1530), der als der bedeutendste Maler Antwerpens der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts gelten kann (Seelig 2015a, S. 500). Zum Entstehungszeitpunkt der Erlanger Galerie wurde das Gemälde Jan Massys (um 1509-1575) – einem der Söhne des Quentin – zugeschrieben, der sich zeitlebens stark am Oeuvre seines Vaters orientierte (Reber 1906, S. 5 –Seelig 2015b, S. 499). Eine auffallend ähnliche Version befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien; auch als deren Urheber wurden seit dem 19. Jahrhundert immer wieder Jan oder Quentin Massys sowie ein unbekannter Nachahmer Quentins diskutiert (Kat. Wien 1981, S. 223-224). Darstellungen des Hl. Hieronymus erfreuten sich seit der Herausgabe der Werke des Kirchenvaters durch Erasmus von Rotterdam (1516) im Allgemeinen großer Beliebtheit. Die Darstellung des Heiligen in der Studierstube in Kombination mit Vanitas-Symbolen wie dem Motiv des Totenkopfes oder der herunterbrennenden Kerze spielten hierbei eine besondere Rolle (Kat. Wien 1981, S. 223). So verwundert es nicht, dass in der Werkstatt des Jan Massys noch zahlreiche weitere Hieronymusdarstellungen entstanden, die in freierer Weise auf die gelungene Bilderfindung rekurrieren. An dieser Stelle sei noch Jans Version des „Heiligen Hieronymus in der Zelle“ im Kunsthistorischen Museum in Wien (KHM, Inv.-Nr.: 966) und ein „Hl. Hieronymus“ in Madrid (Prado, Inv.-Nr.: P002099) genannt.

Madlen Gulitsch

Kurztext

Das Werk zeigt den gelehrten Kardinal und Kirchenvater Hieronymus († 420) in einer Studierstube bei der Lektüre eines mit aufwändigen Illuminationen verzierten Buches. Das Erkennungsmerkmal des Heiligen – sein flacher Kardinalshut – liegt auf einem Regalbrett im Hintergrund. In dem kleinen Raum ist Hieronymus neben Zeichen seiner Gelehrsamkeit auch von Symbolen der Vergänglichkeit wie dem Totenkopf oder der herunterbrennenden Kerze umgeben – ein beliebtes Bildthema des frühen 16. Jahrhunderts. In der Forschung wurden sowohl Quentin als auch dessen Sohn Jan Massys als Urheber des Bildes diskutiert. Heute gilt es als eine Kopie nach Quentin Massys aus dem 16. Jahrhundert. Die Komposition muss sich großer Beliebtheit erfreut haben, da bis heute noch zahlreiche weitere Versionen der Bildschöpfung existieren.

Madlen Gulitsch

Anmerkung

Reber 1906: „Jörg Pencz ?[…] Der heilige Hieronymus. In seiner Kammer liest der Heilige, die Linke auf den Totenkopf, die Rechte an die Brust legend, in einem Buche. Halbfigur nach vorn. Kopie nach einem mehrfach wiederholten Bilde von Jan Massys.“  (S. 5)

Bulle 1906: Kein Eintrag.

Reber 1913: „Vielleicht noch ein Schüler Dürers war dann Jörg Pencz (1500 - 1550). Doch wird ihm das Bild mit dem h. Hieronymus wohl mit Unrecht zugeschrieben. Denn die aus dem Kloster Benediktbeuren stammende Kopie nach Jan Massys scheint zu gering für den tüchtigen Nürnberger Meister.“ (S. 191)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.

Archivalien: UAE A1/14 Nr. 48, handschriflicher Katalog von Franz von Reber von 1906 (Abschrift): Depot Augsburg; Inv. 1855: 5320; [Inv.] 1905: 2888