016 | Die heilige Familie

Bezeichnung/Titel
Die heilige Familie
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
016
Inventarnummer (BStGS)
677
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1922
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1541
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
46,7 x 34,5 cm
Inschrift
Linke untere Bildecke „IOANNES /DE HEMES/SEM . P. 1541“
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 4
Kurztitel
Seite
S. 193
Kurztitel
Seite
S. 6
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Das kleinformatige Tafelbild zeigt die Gottesmutter Maria in einer Landschaft sitzend mit dem nackten Jesusknaben auf dem Schoß. Maria blickt auf ihr Kind herab, während sie es mit der Rechten und Linken an Fuß und Bauch umgreift. Maria wird von Josef und Elisabeth flankiert, die ebenfalls auf das Kind herabblicken. Jesus, der mit der ausgestreckten Rechten nach oben weist, ist in ein Gespräch mit dem älteren Johannesknaben vertieft, der zu Füßen der Gottesmutter kniet und eine Kreuzesfahne mit der Aufschrift „ECCE AGNUS DEI“ in der Linken hält.

Auf einem Stein in der linken unteren Bildecke wurde das Werk mit „IOANNES /DE HEMES/SEM . P. 1541“ signiert und datiert. Der flämische Maler Jan Sanders van Hemessen (um 1500-1575) ist seit 1524 als angesehener Meister in Anwerpen belegt. Als „niederländischer Romanist“ zeichnet sich sein Oeuvre insbesondere durch die Verarbeitung italienischer Anregungen aus, die er während eines Italien-Aufenthaltes in seiner Lehrzeit (?) aufgenommen haben könnte (Wallen 1983, S. 9-12). Burr Wallen erachtet das Tafelbild trotz der beigefügten Signatur als eine Kopie nach einem verlorenen Original des Sanders van Hemessen (Wallen 1983, Kat.-Nr. 62a, S. 325). Zieht man eine ähnlich angelegte Komposition desselben Bildthemas von Hemessen heran (Krakau, Staatliche Kunstsammlungen/Wawel Königsschloss, Inv.-Nr. 117; Abbildung siehe Wikimedia Commons) lassen sich in der Tat starke Unterschiede, bspw. in der Darstellung der Physiognomien der Figuren, feststellen (siehe dazu auch Wallen 1983, Kat.-Nr. 40, S. 312). Ein weiteres Exemplar der Erlanger Version mit nahezu identischen Maßen wird heute im Polnischen Nationalmuseum in Warschau aufbewahrt (Inv.-Nr. M.Ob.1409 MNW). Im Unterschied zur Erlanger Tafel wurde dieses jedoch auf einer Kupferplatte angefertigt (siehe auch Wallen 1983, Kat.-Nr. 62b, S. 326).

Madlen Gulitsch

Kurztext

Das kleinformatige Tafelbild zeigt die Gottesmutter Maria in einer Landschaft sitzend mit dem nackten Jesusknaben auf dem Schoß. Hinter ihr stehen ihr Mann Josef und Elisabeth, die Mutter Johannes d. Täufers, der in der Darstellung als kleiner Knabe zu Füßen Marias abgebildet ist. Auf Grund einer Signatur lässt sich die Bildidee dem flämischen Maler Jan Sanders van Hemessen (um 1500-1575) zuordnen. Seit 1524 als Meister in Antwerpen belegt, erlangte van Hemessen erhebliches Ansehen innerhalb der dortigen Kunstszene. Als „niederländischer Romanist“ zeichnet sich sein Oeuvre insbesondere durch die Verarbeitung italienischer Anregungen aus, die er während eines Italien-Aufenthaltes in seiner Lehrzeit oder später aufgenommen haben könnte. Ob es sich tatsächlich um ein Original des Künstlers handelt, wird in der Forschung heute angezweifelt.

Madlen Gulitsch

Anmerkung

Reber 1906: „Die heilige Familie. Maria sitzt in einer Landschaft mit dem Kinde, das mit dem knienden Johannes spricht, während Joseph und Elisabeth zuschauen. Bezeichnet links unten: Johannes de Hemessem p 1544.“ (S. 4)

Bulle 1906: Kein Eintrag.

Reber 1913: „Bezeichnet und datiert dagegen (Jan de Hemessem 1546) ist ein gutes Bild von Jan Sander van Hemessem, eine heilige Familie mit Johannes, Joseph und Elisabeth vor der sitzenden Maria mit dem Kinde, aus dem Schlosse zu Neuburg a. d. Donau in die K. Pinakothek gelangt wie die zwei folgenden (phot. von Bruckmann). [Nr. 46 + 49]“ (S. 193)

Haack 1921/22: „Wie sich dann die religiöse Empfindung immer mehr verflüchtigt, die Bewältigung der Natur dagegen, aber auch der italienische Einfluß immer mehr zunimmt, veranschaulichen eine Reihe von niederländischen Bildern des 16. Jahrhunderts. Schließlich stottert und radebrecht der Niederländer des Cinquecento nur noch in schlechtem Italienisch, der sich das Jahrhundert vorher so ehrlich, stark und beredt auf deutsch ausgesprochen hatte, und seine Figuren spreizen und rekeln sich wie verkümmerte Abkömmlinge derer von Raffael und Michelangelo. Man vergleiche daraufhin z. B. die heilige Familie von Jan van Hemessem aus dem Jahre 1544.“  (S. 6)

Archivalien: UAE A1/14 Nr. 48, handschriflicher Katalog von Franz von Reber von 1906 (Abschrift): Pinak. 171; Inv. 1855: 677; [Inv.] 1905: 2116